Auf den Spuren des historischen Schwertkampfes
Stefan Dieke unterrichtet verschiedene historische Kampfstile.
Wuppertal. Wenn man das erste Mal den Fechtsaal der Schwertkampfschule „Alte Kampfkunst“ betritt, fällt der Blick sofort auf die Waffensammlung, die ordentlich an der Wand hängt — lange Schwerter, schmale Degen oder hölzerne Spazierstöcke. „Diese Waffe ist ein Original-Militärsäbel aus dem 18. Jahrhundert“, erklärt Inhaber und Trainer Stefan Dieke und nimmt die Stichwaffe von ihrer Wandhalterung. Der Säbel hat eine schmale Klinge und ist leicht gebogen.
Den richtigen Umgang mit dieser Waffe üben auch heute seine zehn Schüler. Aber natürlich sind die Trainingswaffen Simulatoren und nicht tödlich. Zudem tragen die Schüler Schutzkleidung. „Ein Hieb kann dennoch schmerzhaft sein und blaue Flecken hinterlassen, aber bis jetzt haben wir uns noch keine ernsthaften Verletzungen zugezogen“, sagt Stefan Dieke.
Zu Beginn des Unterrichts wärmen sich Stefan Dieke und seine Schüler auf. Sie dehnen und strecken sich ausgiebig, um anschließend bestimmte Schritte und Abfolgen zu üben. In Partnerarbeit werden dann beispielsweise die Beinarbeit trainiert. Einer der Schüler ist Sebastian, der seit vier Wochen Unterricht im Säbelfechten nimmt. „Die Kampftechniken, die hier unterrichtet werden, sind ursprünglich . Nach einem Einstiegsseminar hat mich meine Frau hier angemeldet — das war ihr Hochzeitsgeschenk.“
Das Pärchen Lily und Peer besucht seit circa einem Jahr die Schwertkampfschule. „Wir interessieren uns beide für Geschichte und Kampfkunst. Das Säbelfechten bereitet einfach Spaß“, sagt Peer. Erste Erfolge zeichnen sich nach einem halben Jahr ab, wenn sich die Grundlagen gefestigt und die Bewegungen automatisch ablaufen, so Dieke.
Seit 2006 unterricht Stefan Dieke das historische Kämpfen in Wuppertal. Der Weg dorthin war lang und steinig. „Ich beschäftige mich schon seit über 20 Jahren mit dem historischen Schwertkampf“, sagt er. Sein Wissen über die Schwertkunst musste er sich in mühsamer Eigenarbeit selbst aneignen. „Anfangs der Neunziger gab es wenige, die sich für den historischen Schwertkampf interessierten“, sagt der Inhaber der „Alten Kampfkunst“.
„Das Internet kam zu dieser Zeit auch erst auf und Fachbücher gab es noch nicht“, sagt er. Deshalb arbeitete Stefan Dieke viele historische Quellen durch. Sein Geschichtsstudium erwies sich als große Stütze. „Nach drei Durchgängen eines 100-seitigen Lehrbuchs habe ich endlich ein Kampfsystem erkannt.“ So war der erste Schritt gemacht. Der Schwertkampf fasziniert ihn auch nach über 20 Jahren: „Das Beherrschen einer potenziellen Gefahr, das Kräftemessen mit anderen sowie die Körperbeherrschung machen den Reiz aus,“ sagt er. Welche Eigenschaften müssen Schwertkämpfer mitbringen? „Koordination und die Bereitschaft lernwillig zu sein. Kraft ist nicht notwendig“, erklärt Stefan Dieke.