Prominenter Besuch Besuch bei Gepa Wuppertal: Ministerin Svenja Schulze schlürft im Kaffee-Labor

Wuppertal · Zum Auftakt des Jubiläumsjahres von Gepa gibt es prominenten Besuch aus der Politik.

Geschäftsführer Peter Schaumberger und Svenja Schulze im Kaffee-Labor der Gepa.

Foto: Andreas Fischer/Fischer, Andreas

Am 14. Mai feiert die Gepa ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres 2025 erhielt das einst in einer Barmer Privatwohnung gegründete Unternehmen Besuch von Svenja Schulze (SPD), Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie dem Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Helge Lindh (SPD).

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Gepa, die aus einer Jugendbewegung gegen den Hunger in der Welt entstanden ist, zum Synonym für fairen Handel mit Lebensmitteln und handwerklichen Produkten aus aller Welt entwickelt. „Entwicklungshilfe war gestern“ – dieser Satz steht in einem Strategiepapier, das Svenja Schulze vor einigen Tagen veröffentlich hat. Der Satz könnte auch in einem Grußwort zum 50. Geburtstag der Gepa stehen, denn die „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“ hat sich schon immer echte Partnerschaften mit den Produzenten in Südamerika, Asien, Europa oder Afrika als Ziel gesetzt. Ein fairer Handel, der nicht zu neuen Abhängigkeiten führt.

Entwicklunghilfeministerin will Svenja Schulze in einer künftigen Regierung nicht heißen, daher schlägt sie in ihrem Strategiepaier vor, das Ministerium künftig in „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit“ umzubenennen. Zusammenarbeit auf Augenhöhe, wie sie zum Beispiel die Gepa in vielen Ländern mit kleineren Produzenten zuverlässig und langfristig praktiziert.

Im Anschluss an eine Besichtigung des Stammhauses am Vohwinkeler Gepa-Weg gratulierte die Ministerin der Gepa zum runden Geburtstag. Auch für die Stadt Wuppertal hielt sie Glückwünsche bereit, denn die ist seit 15 Jahren Fair-Trade-Stadt und hat sich damit ebenfalls zu fairem Handel verpflichtet.

Seit 50 Jahren:
Fairer Handel aus Wuppertal

„Kaffee, Kakao oder Schokolade sind oft Auslöser, um zu fragen: Wo kommt das her, wo und wie wird das von wem hergestellt? Niemand will Kinderarbeit, dies aber sicherzustellen, ist sehr wichtig. Es gibt eine laute Minderheit, die uns abhalten will, sich für den fairen Handel einzusetzen“, warnte die Ministerin vor populistischen Tendenzen. Seit 50 Jahren habe die Gepa – mit Hilfe von vielen Ehrenamtlichen – eine große Bewegung angestoßen, die für das Gegenteil stehe.

„Wie gestalten wir künftig Handelsbeziehungen? Es ist wichtig, dass wir nicht heimlich Kolonialismus mit dem Blick von oben nach unten fortschreiben“, sagte Helge Lindh, der die Gepa ebenfalls als positives Beispiel sieht, Gerechtigkeit und Partnerschaft im Welthandel möglich zu machen.

„Unsere Lieferketten haben wir im Griff, aber wie bekommen wir unsere Ware fair gehandelt in die Regale? Schaffen wir es, dass sich das Oligopol im Lebensmittelhandel dem fairen Gedanken anpasst? Wir sind optimistisch, dass sich der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit und ökologischem Handeln wieder stärker im Einkaufsverhalten der Menschen zeigt“, sagte Geschäftsführer Peter Schaumberger, verschwieg aber nicht, dass der Jahresumsatz der Gepa bedingt durch Corona und Inflation in den zurückliegenden Jahren bei 80 Millionen Euro stagniere. Für die Zukunft setzen er und die Gepa auf die junge Generation, die mehr den Wert als den Preis eines Produktes schätze.

Zu Beginn des Rundgangs hatten Svenja Schulze und Helge Lindh im Kaffeelabor einen Einblick in die Aufgaben der Einkaufsmanager der Gepa in der umsatzträchtigsten Sparte Kaffee erhalten. Franziska Bringe und Kleber Cruz Garcia demonstrierten, wie die Qualität des importierten Kaffees in Form einer Duftprobe sowie durch intensives Schlürfen und Verkosten geprüft wird.

Kaffee-Verkostung
mit Experten-Anleitung

Beim Schlürfen lag Kaffee-Profi Kleber Cruz Garcia in Sachen Lautstärke klar vorne, dicht gefolgt von Helge Lindh, während die Ministerin vornehme Zurückhaltung übte. Das dürfte den Zuschauern der Kaffeeprobe, dem Bürgermeister Heiner Fragemann, dem früheren Oberbürgermeister Andreas Mucke, dem Landtagsabgeordneten Josef Neumann und dem früheren Landtagsabgeordneten Dietmar Bell sowie Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung, und Werner Kleine (Pastoralreferent und Wuppertaler Solidargemeinschaft) nicht verborgen geblieben sein.

Die gute Kaffee-Laune nahm die Besuchergruppe mit auf den Weg durch den Gepa-Store, wo auch alle handwerklichen Produkte käuflich zu erwerben sind. Im Zentrallager werden unter anderem die Pakete für den Versandverkauf zusammengestellt. Auf drei Millionen Euro beziffert Peter Schaumberger den Jahresumsatz dieser wachsenden Sparte.

Im abschließenden Gespräch kamen die großen Herausforderungen für den fairen Handel zur Sprache. Peter Schaumberger: „Handwerkliche Produkte kommen komplett aus den Ländern, wo sie hergestellt werden. Die Lebensmittelproduktion im Herkunftsland hat dagegen viele Dimensionen.“ So werde die Kaffeeproduktion auch durch das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bestimmt. Wenn das MHD auf einer Packung stehe, laufe die Zeit. Es bräuchte mehr Nachfrage von den Kunden nach fair gehandelten Produkten, und es müssten einige politische Schranken beseitigt werden, wünscht sich der Gepa-Geschäftsführer.

Svenja Schulze sieht ihr Ministerium vor Herausforderungen, um die Ziele Gerechtigkeit und Partnerschaft umsetzen zu können. Schulze nannte hier die Überwachung der Einhaltung des Lieferkettengesetzes sowie die der Umsetzung der Vorgaben der EU als Aufgaben ihres Ministeriums.

Andrea Fütterer, Gepa-Leiterin Grundsatz und Politik, verwies auf die resilienten Lieferketten, die von der Gepa über Jahre aufgebaut worden seien. „Wir erleben mit unseren Partnern die Folgen des Klimawandels hautnah.“ Mit 500 000 Euro habe die Gepa im vergangenen Jahr Klima-Projekte von Handelspartnern unterstützt. Am Standort Wuppertal sei die Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Lagerhalle ein Beitrag zum Klimaschutz. Gerichtet an die Wahlkämpfer Schulze und Lindh wünscht sich Fütterer, dass sich die kommende Bundesregierung dafür einsetzt, dass es keine Verwässerung des Lieferkettengesetzes geben wird.