Blauer Brief? Keine Angst, es kann noch alles gut werden
Noch wenige Wochen bis zu den Zeugnissen. Die Mahnschreiben sind verschickt. Wer sich jetzt auf die Hinterbeine setzt, hat noch alle Chancen.
Sie heißen Blaue Briefe, sogar im Gesetz. Dabei sind sie ganz normal auf weißes Papier gedruckt. Und sie haben eine wichtige Funktion: Sie sollen Eltern darauf hinweisen, dass die Versetzung ihres Kindes gefährdet ist. Ziel ist, dass Schüler, Eltern und Lehrer daran arbeiten, dass es nicht zum Sitzenbleiben kommt. Bei etwa 7 bis 10 Prozent der Schüler lag in den letzten Wochen so ein Schreiben im Briefkasten.
„Früher war ein Blauer Brief vielleicht eine Riesenkatastrophe“, sagt Detlef Appenzeller, Leiter des Gymnasiums Bayreuther Straße und Sprecher der Gymnasien. Heute sei das nur selten so. Überrascht seien zumindest die Schüler nicht: „Das ist transparenter als vor Jahrzehnten. Schüler fragen häufig danach, wie sie stehen.“
Burkhard Eichhorn, Leiter der Realschule Vohwinkel und Sprecher der Wuppertaler Realschulen, erklärt: „Die Briefe haben die Aufgabe, dass wir in Kontakt treten. Dann wird gemeinsam überlegt, was man tun kann, um die Leistung zu verbessern.“ Viele Schulen laden daher nach Verschicken der Blauen Briefe zu Elternsprechtagen ein..
Detlef Appenzeller erklärt, dass sie beim Versenden der Blauen Briefe automatisch Förderpläne aufstellen. Schülern werde angeboten, besondere Leistungen zu erbringen, um ihre Note zu verbessern. Mit speziellem Material könnten sie Stoff nacharbeiten.
Die Hauptschule Barmen-Südwest unterrichtet in 60 Minuten-Stunden und in Hauptfächern mehr als im Lehrplan vorgesehen ist. „Da ist Zeit, individuell auf die Schüler einzugehen und einzelne besonders zu fördern“, erklärt Schulleiterin Svea Marxmeier, Sprecherin der Hauptschulen. In diesem Rahmen unterstützten sie auch speziell die Schüler, deren Versetzung gefährdet ist.
Schwierig werde es bei Schülern, die sich verweigern, sagt Appenzeller: „Es gibt welche, die partout nicht wollen.“ Da seien dann die besonders geschulten Beratungslehrer gefragt. „Die versuchen zu ermitteln, was hinter der Motivationslosigkeit steckt.“
Die ist oft auch Anlass für Eltern, sich bei der Schulpsychologischen Beratungsstelle der Stadt zu melden. Dort sind Blaue Briefe oft ein Thema, sagt Leiter Thomas Herold. Die Berater überlegten dann mit der Familie, ob Konflikte in der Familie dahinter stecken, ob dem Schüler Lerntechniken fehlen. „Es kommt darauf an, ihn wieder für die Schule zu begeistern“, sagt Herold. Sein Tipp an Familien, die ein Blauer Brief stresst: „Miteinander reden!“ Und vor allem: „Zuhören.“
Dass Blaue Briefe sinnvoll sind, davon sind die Pädagogen überzeugt. Sie seien „mit das wichtigste Instrument, um mit Eltern in Kontakt zu kommen“, sagt Svea Marxmeier. Und sie haben Wirkung: Nach Schätzung der Schulleiter müssen nur 20 bis 30 Prozent derjenigen, die einen Blauen Brief erhalten, das Jahr wiederholen.