Charmante Erinnerungen an die 70er Jahre

In der Erfolgskomödie „Wir sind die Neuen“ geraten die Generationen aneinander.

Foto: Hermann Aldejohann

Wuppertal. Im schmucken, frisch renovierten Taltontheater hatten die Premierengäste viel zu lachen. Die Kino-Komödie „Wir sind die Neuen“ über zwei gegensätzliche Wohngemeinschaften aus unterschiedlichen Generationen von Ralf Westhoff treibt Klischees auf die Spitze.

Das zeigt schon die Körperhaltung: Die drei Alt-68er, die mit ihrer neuen WG alte Zeiten wieder aufleben lassen wollen, schlurfen bedächtig über die Bühne, gerne mit ausladenden Bewegungen. Die drei jungen Studenten hingegen halten die Arme eng am Körper und bewegen sich zackig — wenn sie nicht sowieso regungslos am Schreibtisch sitzen und in ihre Bücher starren. Während die Oldies Jeans und Holzfäller-Hemd oder T-Shirt tragen, sind die Studenten mit weißem Blüschen, kurzem Rock und Jackett zur hellen Hose edel gestylt.

Geschickt drapiert Bühnenbildner Rüdiger Tepel die beiden WG-Wohnungen auf der Bühne übereinander: Die Studenten sitzen auf einem deutlich erhöhten Podest um die Küche der Rentner herum. So sind die genervten bis verzweifelten Blicke und Gesten der Lernhungrigen zu sehen, wenn unten die Senioren mit Bier und Rotwein am Tisch sitzen und lautstark von den alten Zeiten erzählen.

Die Kehrwoche hingegen interessiert die Alten wenig: „Ist doch alles sauber“, befinden sie und widmen sich lieber ihrem Yoga. Mit Doris Hartmann, Herribert Börnichen und Klaus Lemanczyk hat Regisseur Jens Kalkhorst vielschichtige Darsteller gefunden, die den Mix aus Lebenserfahrung, Neugier und Lebensfreude gut verkörpern. Sie lassen auch leise, melancholische Momente anklingen - Erinnerungen an kaputte Freundschaften und misslungene Lebenswege - doch sie bleiben zuversichtlich und fröhlich.

Romina Pampuch, Moritz Heiermann und Lisa Marlen Flohr dagegen haben es schwer, gegen diese geballte Bühnenpräsenz anzuspielen. Mit Schimpfen und Jammern haben sie auch den undankbareren Part erhalten. Doch sie schlagen sich wacker.

Und am Ende zeigt es sich, dass die beiden Mieterparteien doch voneinander profitieren können - und dass keines der beiden Lebensmodelle im Extrem funktioniert: Das Leben besteht nun einmal weder nur aus Arbeiten noch nur aus Feiern. In diese Moral hat Autor Ralf Westhoff viele charmante Erinnerungen an die 70er Jahre verwoben. Jens Kalkhorst fügt die passende Musik dazu.