Hommage an die Erlöserkirche

Wolfgang Stoffels, Theologe und langjähriger Pfarrer im Wuppertaler Osten, hat dem Gotteshaus sein neues Buch gewidmet.

Foto: Andreas Fischer

Wichlinghausen/Barmen. Zwei Weltkriege hat sie überstanden, große Umbauten erlebt und vielen Gläubigen eine geistige Heimat gegeben: Die Erlöserkirche an der Stahlstraße ist eines der markantesten Gotteshäuser Wuppertals und steht für Gemeinde im Wandel: „Jede Generation entdeckt die Kirche neu“, sagt Wolfgang Stoffels. Der Theologe war 30 Jahre lang Gemeindepfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wichlinghausen-Nächstebreck und hat der Erlöserkirche nun ein Buch gewidmet.

Foto: Andreas Fischer

In seinem Buch beleuchtet er die Erlöserkirche aus vielen Blickwinkeln, es geht ihm um das Gebäude, seine Geschichte, sein soziales Umfeld. Und natürlich auch um die Gemeinde. So sei die Kirche zweimal grundlegend verändert worden, berichtet der Autor: Erbaut wurde sie 1913/14, „vom selben bekannten Architekten Wilhelm Werdelmann, der auch die Lutherkirche gebaut hat.“ Das Gebäude war damals Gottesdienststätte und Gemeindezentrum in einem, „das hat besondere Gestaltungskriterien erfordert, und die stelle ich in dem Buch auch sehr ausführlich dar“, sagt Stoffels.

Nach 1945 sei man dann „ganz stark daran interessiert gewesen, den Gottesdienstraum nicht als Versammlungsort unter der Woche zu verstehen, sondern wirklich nur als Gottesdienstraum. Damals waren die Kirchen voll — 50er Jahre, das war die Zeit der stark besuchten Gottesdienste“.

In der Erlöserkirche habe damals der „sehr begabte Pfarrer Arthur Stephan“ gepredigt, dem die Menschen sogar aus Elberfeld gefolgt seien und der die 1000 Plätze der Kirche mühelos gefüllt habe. Das änderte sich in den folgenden Jahrzehnten. „Die Gemeinden wurden gerade im Wuppertaler Osten kleiner.“

Dafür sei vor allem der demographische Wandel verantwortlich: „30 bis 40 Prozent der Bevölkerung im Bereich Klingelholl/Sedansberg sind Menschen mit Migrationshintergrund.“ Der große Raum der Erlöserkirche sei infolgedessen 1988 umgestaltet worden. So habe man unter anderem die Decke rekonstruieren können: „Sie ist in ihrer alten Schönheit wieder vorhanden — ein Schmuckstück.“

In drei wichtige zeitliche Abschnitte und damit auch Kapitel hat der Autor das Buch unterteilt: Da sind zum einen die Jahre nach der Erbauung ab 1914, dann die Zeit des ersten großen Umbaus 1954, und schließlich der Aufbruch ab 1988 nach dem Umbau. Den habe er mitzuverantworten gehabt, sagt er: „Ich war seinerzeit Vorsitzender des Bauausschusses.“

Umso betrübter war auch Stoffels angesichts der Brandschäden im vergangenen Jahr, an deren Beseitigung die Gemeinde immer noch arbeitet. Das Buch war zu der Zeit schon geschrieben, Stoffels geht im Vorwort kurz darauf ein. „Im Wesentlichen hat die Gemeinde den Zustand wieder herstellen können.“

Jetzt, als Hauptgottesdienststätte der Gemeinde, werde die Erlöserkirche von vielen Gläubigen neu entdeckt. „Diesen Identifizierungsprozess wollte ich fördern“, nennt Wolfgang Stoffels ein weiteres Motiv für das Buch — das sich eben auch dem Gemeindeleben widmet.

Das Buch mit zahlreichen Fotos und interessanten geschichtlichen Daten und architektonischen Fakten ist auch eine Hommage an die Erlöserkirche und die Wichlinghauser. Stoffels: „In dieser umfassenden Form habe ich noch keine Kirche beschrieben gesehen.“