Wanderung mit vielen Erinnerungen

Peter Vorsteher von den Sudbürgern entführte in die Geschichte des Stadtquartiers.

Foto: Stefan Fries

Sudberg. Premiere für die geschichtlichen Wanderungen durch Sudberg: Nach intensiver Vorbereitungszeit hatte der Bürgerverein Sudbürger eine zweistündige Tour durch den Stadtbezirk zusammengestellt. Am Samstag liefen mehr als dreißig Cronenberger mit — und ergänzten die Informationen um eigene Erfahrungen und Erinnerungen aus ihrer Kindheit.

Auch wenn die Geschichtswanderung den Namen „Sudberg früher und heute“ trug, so stellte sich dennoch der Zweite Weltkrieg als thematischer Dreh- und Angelpunkt der Führung heraus.

Denn außer auf etwas Literatur basierten alle Informationen auf den Erinnerungen der Sudberger, erklärte der Tourführer und Vorsitzende der Sudbürger, Peter Vorsteher. „Wir haben bei zwei Stammtischen die Geschichte erarbeitet“, sagte er. Besonders stolz sei er auf die Mithilfe der Älteren und hob die Unterstützung durch Manfred Stader, Horst Grünhagen und Renate Hinsche hervor. Sie hätten Einblicke in ihre Kindheit gegeben. Und auf Grundlage dieser Erkenntnisse sprach Peter Vorsteher mit vielen weiteren Sudbergern, deren Häuser früher als Kneipe, Schule oder Restaurant Anlaufpunkte im Quartier waren.

Viele der mehr als dreißig Teilnehmer wohnen in Mittel-sudberg, Teschensudberg oder auch Hintersudberg. Der offenen Einladung waren vor allem Anwohner gefolgt, und so war es kein Wunder, dass sich fast alle kannten. Sudberger ist anders und keinesfalls anonym. „Wir sind ja alle Nachbarn“, bemerkte ein Besucher treffend.

„Nach dem Krieg konnte man hier wohl ganz gut leben“, begann Vorsteher seine Ausführungen vor dem Tourstart. Denn damals gab es in Sudberg sechs Lebensmittelgeschäfte und acht Gaststätten. Davon ist heute nicht mehr übrig geblieben als ein Kiosk und eine Kneipe.

Halt an der Hintersudberger Straße: Die alte Schule weckte bei den Wanderern Erinnerungen an die eigene Kindheit. Die Schule wurde vom 2. Mai 1903 bis zum 14. Januar 1978 als solche genutzt. Viele Sudberger , hatten hier teils bis zur achten Klasse Unterricht. Danach nutzte die Stadt das Gebäude noch bis ins Jahr 1992 als Übergangsheim für Familien genutzt. Heute befindet es sich im Privatbesitz.

An grünen Wiesen, Pferdekoppeln und kleinen Hofschaften vorbei führte die Wanderroute. Hinter einem Tal wachsen waldbedeckte Hügel und Berge in die Höhe. Und der Blick der Besucher fiel immer wieder auf die Müngstener Brücke oder Remscheids Außenbezirke.

Dabei erzählte Vorsteher von Sudbergs wichtigstem Nebenerwerb, der seit 1925 in einer Vereinsgemeinschaft organisiert ist: der Bienenzucht. Ganz besonders viel Aufmerksamkeit schenkten die Teilnehmer Peter Vorsteher, als er die Gruppe durch Hinterhöfe und Schleichwege in die Ortslage Schöppenberg führte. „Hier wurde 1938 ein Waldschwimmbad eröffnet“, berichtete der Sudbürger-Vorsitzende. Doch lange hielt sich die Anlage nicht. Starke Regenfälle ließen den Damm um das Becken einbrechen. Das Schwimmbad nahe einer kleinen Quelle war damit Geschichte.

Besucherin Christa Hüttig war beeindruckt: von der Ge-schichte Sudbergs und der landschaftlich reizvollen Lage, die zum Spaziergang einlud. Die ältere Dame und gebürtige Hahnerbergerin war noch nie so tief in die Randlagen Wuppertal vorgedrungen.

Der Bürgerverein Sudbürger kann es sich gut vorstellen, eine solche Wanderung nun regelmäßig einmal im Jahr anzubieten — etwa während des immer im September stattfindenden Veranstaltungsmarathons 24-Stunden-live.