Konzert Das Allerlei Streichquartett in der Citykirche Wuppertal
Wuppertal · Mix aus Klassik und eingängigen Songs.
Der Name Allerlei Streichquartett ist Programm. In dieser Besetzung spielen Mitglieder des Sinfonieorchesters Wuppertal, um das klassische Repertoire zu öffnen und zu erweitern. Den Geiger Liviu Neagu-Gruber kennt man bereits als Primarius des Martfeld Quartetts. Mit Ralf Wirkner (Violine), Matthias Neumann (Viola) und Karin Nijssen-Neumeister (Cello) widmet er sich nun auch populären Genres wie Folklore und Filmmusik.
Ein „Allerlei“ im besten Sinne, und entsprechend war das Konzert des Quartetts am Samstagnachmittag gut besucht. In der Citykirche Elberfeld hatten die 100 Gäste nicht nur an Neagu-Grubers launiger Moderation ihren Spaß. Die gemeinsame Interpretation von Haydns „Vogelquartett“ machte den Humor hörbar, der in den Noten steckt. So ahmten zu Beginn die von der ersten Violine gespielten Verzierungen den Ruf eines Vogels nach. Der charakteristische Ruf klang danach immer wieder an – bis hinein in den Finalsatz, dessen Thema buchstäblich durch alle Instrumente tänzelte.
Es folgten „Haydns südamerikanische Saitensprünge“ von Werner Thomas. Wer immer schon wissen wollte, wie die Fusion von Wiener Klassik und Latin-Rhythmen klingen könnte, bekam hier eine Antwort. Neben Haydns „Quinten“-Quartett zitierten die Musiker eingängige Melodien à la „Besame Mucho“. Nicht nur für Tango-Fans spielten sie Carlos Gardels „Por una cabeza“. Das Stück entstand für den Film „Tango Bar“ und wird bis heute gern in Filmen und Serien verwendet. Der dazugehörige Text handelt von einem Spieler, der nicht von Pferdewetten lassen kann und dazu noch Pech in der Liebe hat. In der Version des Allerlei Quartetts klang die Musik dieses „Lieds für Verlierer“ (Neagu-Gruber) umso schwungvoller.
Von Argentinien ging es geradewegs nach Nordamerika. Bevor er und seine Kollegen sich einer Country-Ballade widmeten, berichtete Neagu-Gruber seinen amüsierten Zuhörern von einem Musiker im Wilden Westen. Der findet sich im Gefängnis wieder, und es ist sein Geigenspiel, das ihn vor dem Galgenstrick bewahren soll. „Wir wissen nicht, wie es ausgegangen ist“, schloss der Erzähler. „Aber er hat die ganze Nacht geübt.“ Die Ballade selbst interpretierten die Vier so, als spielten sie zum Tanz auf. Selbst Fußstampfen fehlten nicht.
„Unklassische“ Spieltechniken – etwa das Verschleifen von Tönen und das Ziehen an den Saiten – kamen auch zum Einsatz, als sich das Quartett rumänischer Volksmusik widmete. Neagu-Gruber, der aus Bukarest stammt, hatte unter anderem „eine transsilvanische Suite“ arrangiert. Deren Melodien klangen ebenso rau wie vital, kamen zum Teil in halsbrecherischen Tempi daher – und wurden mit Bravo-Rufen aufgenommen.