Stadtentwicklung Sollen die Wuppertaler Zoosäle verkauft werden? Investoren haben sich vor Ort umgeschaut
Wuppertal · Politiker kritisieren, dass die Wirtschaftsförderung ihrer Entscheidung vorgreife.
„Mich hat schockiert, dass wir als politisches Gremium noch gar nicht darüber befunden haben – dass die Wirtschaftsförderung die Immobilie aber Investoren auf einem Silbertablett anbietet“, sagt Ratsmitglied Bernhard Sander (Linke). Es geht um die Zoosäle. Seit elf Jahren stehen sie leer und mit Blick auf die Bundesgartenschau, die 2031 auch am Zoo stattfinden soll, werden derzeit viele Ideen für das Gebäude ins Gespräch gebracht.
„Es ging darum, mit Investoren ins Gespräch zu kommen und Ideen für eine mögliche Verwendung und auch Kosten zu bekommen“, erwidert Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne) auf die Kritik. Damit habe die Wirtschaftsförderung der Politik nicht vorgegriffen, sondern die Entwicklung von Ideen angestoßen, abgesegnet von ihm selbst.
Alle zwei Jahre lädt die Wirtschaftsförderung Investoren auf die Tour „Wuppertal Inside“ ein, um für den Standort zu werben. Diesmal auch mit den Zoosälen, die sogar auf der Titelseite der Ankündigung sind. Diese Türen öffnete die Wirtschaftsförderung zum Abschluss der Tour. „Die Inside-Gäste durften einen exklusiven Blick in das historische Gebäude werfen, dessen Zukunft aktuell diskutiert wird“, berichtet die Wirtschaftsförderung. Uwe Schneidewind habe gegenüber den Investoren den Nutzen der Bundesgartenschau betont, die als „Meilenstein auf dem Weg der Neuerfindung der Stadt Wuppertal“ genutzt werden solle, eng verbunden mit der Mobilitätswende und einer Aufwertung der Quartiere.
Die Stadt prüft nun, wie die Zoosäle genutzt werden können
Die Politiker machen sich ebenfalls Gedanken über eine mögliche Nutzung der Zoosäle. Sie haben Anträge geschrieben, dass die Stadtverwaltung mit der Prüfung beginnt. Im Rat abgelehnt wurden die Vorschläge von Freien Wählern und Linken. „Wenn wir nicht handeln, ist das Gebäude abgängig“, warnte Ralf Wegener (Freie Wähler) mit Blick auf die Schäden, die während des Leerstands entstanden sind. Die Stadt solle den Verkauf prüfen, potenzielle Investoren ansprechen und Richtlinien für die gewünschte Entwicklung vorschlagen. Viele Wuppertaler seien schockiert, dass die Zoosäle an den Meistbietenden verkauft werden sollen, widerspricht Bernhard Sander (Linke). „Wir lehnen einen Ausverkauf der Zoosäle ab.“ Sie seien Eigentum der Allgemeinheit und sollten das bleiben. Die Stadt solle prüfen, ob sie dem Sinfonieorchester, dem Fuhlrott-Museum oder einer Gastronomie eine Heimat bieten könnten, auch öffentlich geförderte Wohnungen sind ein Vorschlag.
Vom Rat beschlossen wurden hingegen die Anträge von Grünen und CDU, SPD, FDP. „Die Zoosäle verbinden viele von uns mit guten Erinnerungen“, sagt Caroline Lünenschloss (CDU) – und es sei schön, wenn neue Erinnerungen geschaffen würden. Die Prüfung möglicher Nutzungen solle ergebnisoffen sein. Vorstellbar seien zum Beispiel altersgerechtes Wohnen und Konferenzräume. Das Konzept solle auf jeden Fall zum Wohnquartier und zum Zoo passen. Die Verwaltung soll nun einen Bericht zum Gebäudezustand vorlegen, inklusive erster Kostenschätzungen. Auf Antrag der Grünen soll sie außerdem prüfen, ob ein Erbpacht-Modell oder Investoren-Modell in Betracht kommt, mit denen die Stadt nicht in die Sanierung investieren müsste – derzeit ist die Rede von rund 60 Millionen Euro – die Zoosäle aber in mehreren Jahrzehnten wieder an sie zurückfallen oder sie Räume dort mieten könnte. Klaus Lüdemann (Grüne): „So bliebe der Zugriff in den Händen der Stadt.“