Kinder Jasmin Geveler stellt das Konzept der Kindergruppe Bauklötze in Wuppertal vor – Erwachsene arbeiten einen Tag in der Woche mit
Wuppertal · Hier sind Eltern ganz nah dran.
Arbeiten zu gehen und dennoch seine Kinder aufwachsen zu sehen, ist für viele Menschen eine Herausforderung. In der Kindergruppe Bauklötze e. V. in Elberfeld ist das möglich. Sie fährt ein ganz besonderes Konzept: Einmal in der Woche müssen die Eltern hier selbst ran.
Dann arbeiten sie in der Kita mit, erklärt Jasmin Geveler aus dem Vorstand. „Der Elterndienst geht von 9 bis 16.30 Uhr. Sie arbeiten richtig pädagogisch im Team mit.“ Die Idee sei, neben den drei Erziehern pro Tag zwei Elternteile da zu haben, die Aktionen für die 15 Kinder anbieten können.
Jasmin Geveler selbst ist jeden Montag in der Kita und geht mit den Kindern schwimmen. „Man ist mit dabei, das Kind zu erziehen.“ Der Elterndienst bedeutet, dass mindestens ein Elternteil in Teilzeit arbeiten müsse. „Manche Eltern teilen sich den Dienst auch. Dann kommt die Mutter alle zwei Wochen, der Vater die anderen Wochen“, sagt Geveler.
Es gehe im Gegensatz zu anderen Kitas, die auch Elterndienste integrieren zum gemeinsamen Kochen, Putzen oder Spielen, mehr darum, den Kita-Alltag mitzukonzipieren.Sie berichtet, dass es mittlerweile schwer sei, Familien zu finden und für das Konzept zu begeistern. „Ich glaube, es ist ein Trend, dass die Eltern Entlastung suchen statt Belastung“, vermutet sie.
So stark in die Kita eingebunden zu werden, habe tolle Vorteile, aber auch ein paar Schattenseiten, gibt sie zu: es ist zeitintensiv. Einmal im Monat gibt es einen Elternabend. „Wir sprechen zum Beispiel darüber, wie die anderen mit einem bestimmten Streit umgegangen wären“, sagt Geveler.
Hinzu kommen zwei „Bausamstage“ im Jahr, an denen sich die Mitglieder des Vereins um Instandhaltung kümmern. Zudem gibt es verschiedene Gremien, die sich unter anderem mit den Themen Garten und Essen befassen. Auch Vorstandsarbeit gehört zu den Aufgaben, denn jedes Mitglied solle in seiner Zeit einmal Teil des Vorstandes gewesen sein. Neben dem Elternabend stehen also auch ein Vorstandsabend und ein Eltern-Team-Abend pro Monat auf dem Plan.
„Unsere Erfahrung ist, dass der Mitmachtag extreme Vorteile hat, aber auch extremer Luxus ist“, sagt sie. Für Jasmin Geveler stehen aber vor allem die Vorteile im Vordergrund: Man sei ganz nah dran am Kind. In der Kindergruppe Bauklötze sind die Kleinsten erst ein Jahr alt. „Man erlebt, wie sie Freunde finden und lernt die Freunde kennen. Wir sind ein bisschen wie eine Familie“, erzählt sie.
Die Idee laute „ein Dorf erzieht ein Kind.“ Das sei für Eltern manchmal gar nicht so einfach. „Die Erzieher arbeiten mit einem pädagogischen Konzept, die Eltern wollen mit den Kindern aber vielleicht toben. Man muss immer im Austausch sein“, erklärt Geveler.
Löst ein Erzieher einen Konflikt, mache er oder sie das eventuell anders, als es die Eltern tun würden. „Das muss ich aushalten können“, so Geveler. Die Kinder würden wiederum eine hohe soziale Kompetenz erlangen und lernen, sich auf viele Menschen einzustellen. „Sie müssen aber auch lernen, zu verstehen, dass Mama und Papa sich nicht nur um sie kümmern, sondern auch um die anderen Kinder.“ Gerade in der Trotzphase mit etwa drei Jahren sei das schwierig.
Eltern wissen,
was sie erwartet
Darin, dass die Kinder im Gegensatz zu einer regulären Kita mehrere Jahre bei den Bauklötzen verbringen, sieht Jasmin Geveler noch einen weiteren Vorteil: Als Elternteil lerne man, was einen in zwei oder drei Jahren selbst erwartet, wenn das eigene Kind sich weiterentwickelt hat. Jasmin Geveler will das Konzept nach außen tragen und dafür werben. Denn nach der Corona-Pandemie sei es schwieriger geworden, die Familien zu erreichen. „Sie haben viel zu tun. Neben der Arbeit kommen noch die Hobbys der Kinder hinzu“, erklärt Geveler. Gerade erst sei eine Familie abgesprungen. Der Platz muss nun mit einem zweijährigen Jungen besetzt werden, um der Geschlechterverteilung gerecht zu werden.
Sie fasst zusammen: „Es entstehen wirklich Freundschaften, weil man von den anderen Familien so viel mitbekommt.“ Verschiedene Erziehungsstile kämen zusammen – da gebe es den etwas Schroffen, den Kuschler, den Vater, der einen Fahrradladen betreibt und den Kindern zeigt, wie ein Fahrrad funktioniert, und die Mutter, die Yoga unterrichte. „Die Kinder lernen so viele unterschiedliche Dinge kennen“, sagt Jasmin Geveler. Und: „Man kann als Elternteil seine eigene Persönlichkeit einfließen lassen.“