Demenz: Vom schwierigen Leben mit dem schleichenden Vergessen
Filmvorführung machte auf Hilfsangebote aufmerksam.
Wuppertal. Furcht zeichnet das Gesicht der alten Frau. Ihre zittrigen Hände tasten vorsichtig nach ihrem Sohn Leon. Dann spricht sie mit bebender Stimme ihre Bitte aus: „Bring mich nicht zur Polizei. Mein Kopf ist zwar ein Loch, aber bitte bring mich nicht fort.“ Tröstend nimmt Leon die Hände seiner Mutter und hält sie ganz fest. Solche aufrüttelnden Szenen zeigte der Film „Eines Tages. . .“, der jüngst im Cinemaxx über die Diagnose Demenz und das Leben damit aufklären wollte.
Eingeladen hatten zu der Vorführung vor etwa 200 Besuchern die AOK Wuppertal und ver.di in Kooperation mit dem Demenz-Servicezentrum der Region Bergisch-Land (siehe Kasten), dem Landesverband der Alzheimer-Gesellschaften NRW und der Alzheimer-Gesellschaft Wuppertal und Umgebung. Das Ziel: Über Demenz und über Hilfsangebote für Betroffene informieren. „So romantisch wie in dem Film geht es leider meist nicht zu“, erklärt Prof. Nikolaus Michael, leitender Arzt des Demenz-Servicezentrum Bergisches Land. „Es ist eine sehr brutale Krankheit.“
Deswegen und aufgrund des demografischen Wandels sei es enorm wichtig, auf Demenz aufmerksam zu machen. „Denn es wird in Zukunft immer mehr Demenzerkrankungen geben“, ergänzte Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn. Der Episodenfilm im Cinemaxx versuchte diese Aufklärung anhand von drei Geschichten Betroffener. Bei den Zuschauern, die über das Leben mit Demenz Bescheid wissen, kam das einigermaßen gut an.
„Der Film ist zwar teilweise ein wenig zu euphorisch, aber dennoch sehr realitätsnah“, sagt Brigitte Preuß vom Sozialverband VdK Bergisch-Land, die 20 Jahre als Altentherapeutin gearbeitet und eine demenzkranke Mutter hat. Auch Rosemarie Michalski kennt die Krankheit — ihr Mann leidet an Demenz. „Vor sieben Jahren hatte er einen Schlaganfall und ist seitdem im Pflegeheim“, erzählt VdK-Mitglied Michalski. Schleichend sei die Demenz hinzugekommen. „Manchmal geht man geknickt nach Hause“, berichtet sie von ihren Besuchen — etwa, wenn ihr Mann sie nicht mehr erkennt.
Aus umgekehrter Sicht kann Sabine Müller berichten: Die 52-Jährige wurde plötzlich immer vergesslicher im Job, auch ihre Familie bemerkte die Veränderung. Zuerst haben es die Ärzte auf Stress geschoben. „Doch dann merkte ich selbst, dass ich mir jede Kleinigkeit aufschreiben musste, um nichts zu vergessen“, sagt Müller heute, ein Jahr nach der Diagnose. Ihre Krankheit wurde früh erkannt — nun helfen ihr gewisse Ordnungssysteme, den Alltag noch reibungslos zu meistern.