Die coolen Löwen-Abschlepper: „Wir hatten keine Ahnung“

Wie zwei Wuppertaler Berufskraftfahrer mit einem Löwen an Bord durch die Wuppertaler Nacht fuhren.

Wuppertal. Als Berufskraftfahrer hat Olaf Liedgens in den vergangenen 15 Jahren schon eine Menge erlebt. Doch die Tour in der Nacht zu Mittwoch wird er wohl nie vergessen. Da fuhren er und sein Kollege Patrick Gelbach das ausgewachsene Löwen-Männchen Caesar - Attraktion des Circus Probst - einmal quer durch Wuppertal. Am Tag danach können die beiden herzhaft über ihre Fracht lachen: "Wir hatten keine Ahnung, wer da an Bord war."

Das war nachts auf der Westkotter Straße. Dorthin hatte die Polizei die beiden erfahrenen Abschlepper der Firma Meisen beordert. Ein Unbekannter hatte zuvor einen 7-Tonner gegen ein Verkehrsschild gelenkt und flüchtete anschließend in die Nacht. Mit bloßem Auge ein ganz normaler Auftrag. Zumal sich in dem Wagen mit tschechischem Kennzeichen nichts rührte.

Gelbach und Liedgens machten ihren Job. Um einen 7-Tonner abschleppfähig zu machen, muss die Kardanwelle abmontiert werden. Und so legte sich Gelbach unter den Lkw und drehte an den acht Schrauben der Kardanwelle: "Da muss man auch schon mal mit dem dicken Hammer zuschlagen" erklärt der 34-Jährige. Das machte einen Heidenlärm.

Doch noch immer muckte Caesar sich nicht. "Ich hab’ da unter einem Löwen gelegen - unfassbar", realisierte der Abschlepp-Profi am Tag danach. Wenig später ging die Reise zum Meisen-Abstellplatz am Bornberg. Auch dort wurde noch fleißig rangiert. Auch das eine alles andere als leise Aktion. Doch aus dem unbeschrifteten weißen Lkw-Aufbau drang kein Laut. So schlief Caesar am Bornberg.

Das änderte sich erst Mittwoch Vormittag. Als das Kennzeichen des auf der Westkotter Straße havarierten 7-Tonners bei Meisen bekannt wurde, wollte Olaf Liedgens es genau wissen. Er klappte eine Seitenwand des Lkw auf. Zum Vorschein kamen Gitterstäbe und Sekunden später Löwen-Männchen Caesar. Der wollte offenbar doch mal wissen, wo er denn ist und sprang mehrmals in die Höhe. "Wir haben uns tierisch erschrocken", gibt Liedgens zu und lacht schon wieder.

Nachdem Löwen-Besitzer Jaruslav Kellner am Bornberg erschien, war Caesar zwar schon wieder zum Schmusen aufgelegt - hinter Gittern wohlgemerkt.

Als dann am Vormittag Fotoapparate und Fernsehkameras vor dem Löwen-Käfig in Stellung gingen, waren Gelbach und Liedgens längst wieder für die Firma unterwegs. Caesar dagegen hat erstmal frei. Sein Zirkus gastiert jetzt in Krefeld. Premiere dort ist morgen. Liedgens lacht: "Für einen Zirkus-Besuch habe ich leider keine Zeit."