Die Festung von Langerfeld: Wo die Banken ihr Geld holen
Mit einem neuen Logistikzentrum steigt die Wach- und Schließgesellschaft in die Geldversorgung ein. Ein Besuch bei den Tresoren.
Langerfeld. Hohe, von Stacheldraht gekrönte Zäune, Panzerglas vor den Fenstern und Überwachungskameras an allen Gebäudeecken signalisieren es unübersehbar: Dieses ansonsten eher unscheinbare Gebäude an der Langerfelder Dieselstraße wird anders genutzt als die Gewerbehallen in der Nachbarschaft. Kein Wunder: Dort lagern keine Europaletten oder Autoteile. Dort lagert Geld.
Der offizielle Eingang zum Gebäude liegt im Obergeschoss und ist nur über eine lange Treppe zu erreichen. Dort begrüßt Geschäftsführer Bernd Herkströter den Besucher des neuen Cash-Logistic-Centers der Wach- und Schließgesellschaft Wuppertal (WSG). „Wir übernehmen hier die Bargeldversorgung und Bargeldbearbeitung schwerpunktmäßig für Volksbanken und rund 30 Sparkassen“, beschreibt Herkströter die Funktion des Gebäudes, das in diesem Monat in Betrieb gegangen ist. In den eigentlichen Arbeitsbereich gelangen nur ausgewählte Mitarbeiter.
Erste Hürde nach der gepanzerten Eingangstür, die sich nur mit einem Zahlencode öffnen lässt, ist eine Personenvereinzelungsanlage. Hier muss der Mitarbeiter zunächst erneut seine Zahlenkombination eingeben. Danach führt der Weg in eine enge Kabine, in der eine weitere automatische Überprüfung, unter anderem mit einer Kontrolle des Fingerabdrucks, stattfindet. Nur wenn am Ende alle ermittelten Informationen zur Person zum eingegebenen Code passen, öffnet sich eine weitere gepanzerte Tür — und ermöglicht ein Betreten der ebenfalls mit Kameras überwachten Innenräume.
Dort gibt es einen Bereich für die Bearbeitung des Hartgeldes und einen noch weiter gesicherten Raum für die Bearbeitung von Papiergeld, in dessen Zentrum ein Tresorraum mit einem Gewicht von 120 Tonnen und einer fünf Tonnen schweren Tür steht. „Bei einer vergleichbaren Tür hat der Hersteller selbst zwei Wochen und 100 Diamantbohrer gebraucht, um sie wieder zu öffnen — nachdem der Kunde die Kombination verlegt hat“, erzählt Herkströter.
Rund 7,5 Tonnen Münzgeld werden dort pro Tag sortiert, gezählt und gerollt. Welcher Betrag täglich durchgeht? Darüber gibt Bernd Herkströter aus Sicherheitsgründen keine Auskunft. Der Transport des Geldes erfolgt mit einer Flotte von 23 Panzerwagen, die ständig durch die Einsatzzentrale überwacht werden. Sie können durch Fahrzeugschleusen mit speziell gesicherten Rolltoren ins Innere des Gebäudes fahren.
Ein Grund für diesen Hochsicherheits-Neubau der WSG ist die aktuelle Entwicklung im Banken-Bereich: Die Geldinstitute beauftragen zunehmend private Dienstleister mit der Bargeldversorgung ihrer Zweigstellen und Geldautomaten. Ähnliches gilt auch für die Bundesbank, die sich immer mehr aus der dezentralen Versorgung zurückzieht. Nachdem schon die Niederlassungen in Barmen, Elberfeld, Remscheid und Solingen von der Bildfläche verschwunden sind, wird die Bank sich wohl auf einen zentralen NRW-Standort in Dortmund konzentrieren.
Hier kommen die Privaten ins Spiel — und vor diesem Hintergrund liegt das neue Cash-Logistic-Center in Langerfeld sehr günstig. Mit der Inbetriebnahme des Neubaus hat sich die WSG ein weiteres Stück vom reinen Geld- und Wert-Transporteur zum Komplett-Dienstleister entwickelt. „Das lassen sich unsere Kunden auch etwas kosten“, sagt Bernd Herkströter. In einer Branche, in der Sicherheit alles ist.