Hartmut Gülker: Ein Drittel der Herz-Katheter ist überflüssig

In jedem Jahr werden hierzulande rund 1,3 Millionen Herz-Katheter gelegt. Drei Wuppertaler setzen sich nun für eine schonendere Behandlungsform ein.

Wuppertal. Professor Hartmut Gülker, Andreas Martin und Dr. Heiner Steffens haben Großes vor. Geht es nach den drei Wuppertaler Medizinern, wird die Behandlung von Herzpatienten in den kommenden Jahren nahezu revolutioniert. Genauere, Patienten schonende Voruntersuchung statt operativer Eingriff lautet das Motto, nachdem die Drei in Zukunft verfahren wollen.

Der Grund: Deutschland ist zusammen mit den USA Spitzenreiter auf dem Feld der Herz-Katheter-Eingriffe. Rund 1,3 Millionen werden bundesweit pro Jahr durchgeführt. Im Vergleich zu Ländern wie England, Schweden oder Frankreich sind das drei- bis viermal soviel. „Und das, obwohl die Anzahl der Herzkranzgefäß-Erkrankungen mehr oder weniger identisch und die Versorgung vergleichbar gut ist“, sagt Gülker, bis 2010 Direktor der Kardiologischen Klinik im Herzzentrum der Städtischen Kliniken Wuppertal.

Doch während in den USA bereits ein Umdenken stattfinde, sei der Herz-Katheter unter deutschen Kardiologen noch immer „en vogue“. Dabei dürfe der Katheter aus Sicht der Wuppertaler Mediziner nicht als Allheilmittel, sondern als letzte Methode gesehen werden. Auf rund ein Drittel schätzt Gülker die Zahl der Eingriffe, die durch eine genauere Voruntersuchung hätte verhindert werden können.

„Diese Situation trifft auf all jene Patienten zu, die mit unspezifischen Brustschmerzen vorstellig werden“, sagt Heiner Steffens, Mitgründer des Wuppertaler radpax-Standorts, der sich auf Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie spezialisiert hat.

Diese unspezifischen Brustschmerzen haben laut Gülker nicht automatisch mit Herzproblemen zu tun, sondern können auch durch Fehlfunktionen anderer Organe oder der Wirbelsäule entstehen. Deswegen setzen sich Gülker, Martin und Steffens für ein modernes Verfahren mit Hilfe von Computer-Tomographie (CT) und Magnetresonanz-Tomographie (MRT) ein. Durch die rasante Entwicklung der modernen Technik kann dieses Verfahren mittlerweile „exzellente diagnostische Bilder“ liefern, mittels derer „der Radiologe gemeinsam mit dem Kardiologen eine Herzerkrankung häufig ausschließen kann“, sagt Andreas Martin, einer der drei Geschäftsführer des radiologischen Praxisverbundes.

Durch die neuen Niedrigdosis-CTs, deren Strahlenbelastung für die Patienten um 80 Prozent reduziert sind, sei diese Form der Voruntersuchung zukünftig eine echte Alternative zum Katheter.