Ein großer, leerer Parkplatz
Wuppertal. Na also, geht doch. Es bringt etwas, wenn Bürger sich einmischen. Am Dienstag hat Stadtkämmerer Johannes Slawig angekündigt, dass der Carnaper Platz hergerichtet wird, ganz so, wie es die Bürgervereine und große Teile der Bezirksvertretung Barmen gewünscht hatten: als große, freie Fläche für große, attraktive Veranstaltungen.
Viel wichtiger als diese Verkündigung des Kämmerers ist allerdings deren Vorgeschichte. Eigentlich hatten die Stadtwerke dort ihre neue Zentrale bauen wollen. Das hätte den reichlich maroden Platz vielleicht sogar aufgewertet. Aber so etwas im Rat zu entscheiden, ohne die vorher zu fragen, die es angeht, das ist eine schlechte Idee. Also formierte sich erbitterter Widerstand, kippte der Rat seinen Beschluss zugunsten der Stadtwerke und wird der Carnaper Platz nun ein wenig aufgehübscht. Das ist ein großartiger Erfolg von bürgerschaftlichem Engagement, weil vermeintlich Einflusslose den vermeintlich Übermächtigen gezeigt haben, dass der verliehenen Macht in einer Demokratie demokratische Grenzen gesetzt sind.
Das muss Schule machen. Zu entscheiden ist schließlich noch genug. Vielleicht wird doch noch die nicht unbedingt lebenswichtige, aber interessante Frage debattiert, ob Fenster am Bahnhof oben rund sein müssen oder einfach eckig sein dürfen. Vielleicht gelingt es trotz eines Bürgerbeteiligungsdezernenten, transparent und nachvollziehbar zu einem mehrheitsfähigen Beschluss über die Seilbahn zu kommen. Schön wär’s ja, wie auch immer diese Entscheidungen ausfallen.
Aber jede Medaille hat zwei Seiten. So auch die für die Retter des Carnaper Platzes. Die Vorderseite zeigt strahlende Sieger, die bewiesen haben, dass sich wehren nie verkehrt sein kann. Die Rückseite zeigt den Carnaper Platz. Und dieses Bild ist ernüchternd. Es mag sein, dass die Stadt die riesige Fläche mit ein bisschen Kosmetik so herrichten kann, dass sie für eine gewisse Zeit nicht mehr ganz so schlimm aussieht. Unter dem Strich aber ist der Sieg für die Bürger für Barmen kein Gewinn.
Mit der Vermietung an Großveranstalter wie Zirkusse nimmt Wuppertal nach Bekunden der Kämmerei jedes Jahr etwa 7000 Euro ein. Das heißt, so sehr wird diese Fläche nicht nachgefragt. Dass dort ein größerer Zirkus gastierte, ist nun auch schon wieder einige Jahre her. Deren Zeiten scheinen ohnehin eher vorbei zu sein. Die ganz großen gehen in die ganz großen Städte. Die Kleineren verschwinden nach und nach. Also wird der Carnaper Platz auch in Zukunft nicht viel häufiger gebucht werden.
Weil die Fläche aber nicht leerstehen soll, bleibt sie Parkraum und wird von der Stadt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bewirtschaftet. Irgendwie muss ja wieder eingenommen werden, was vorher ausgegeben wird. Und schon verlieren die, die sich vorher als Sieger wähnten. Denn wenn Parken Geld kostet, verteilen sich die Autos in umliegende Straßen, wo sie gebührenfrei stehen dürfen. Und gewonnen ist — nichts, gar nichts.
Es ist nicht tragisch, dass die Stadtwerke nun einfach auf ihrem eigenen Gelände neu bauen müssen. Tragisch ist, dass Gesprächsverweigerer im Rathaus Bürger so sehr auf die Palme gebracht haben, dass nun eine Chance vertan wird. Der Carnaper Platz und Barmen und die Barmer haben jedenfalls mehr verdient als alle Jubeljahre einen Zirkus und den wahr- scheinlich größten leeren Parkplatz der Stadt.