Frau Hohage, Sie wohnen hier in Barmen?
Interview Ein Interview für ein Eis: „Ich musste das Sprechen neu erlernen“
Wuppertal · Auf dem Werth trifft die WZ Chorsängerin Debora Hohage und bietet ihr ein Eis für ein Interview an.
„Darf ich Sie für ein Eis interviewen?“ Wir haben uns darauf eingestellt, diese Frage unzähligen Menschen zu stellen, bis uns der erste Passant auf dem Werth vielleicht irgendwann mit einem „Ja“ beglückt. Und dann passiert das: Wir fragen als erstes eine Frau mit Sporttasche in der Hand und Brötchen im Mund. Sie hört sich das Angebot an, kaut noch eben zu Ende – und sagt einfach: „Ja, gern. Können wir machen.“ Treffer, versenkt. Debora Hohage ist 36 Jahre alt, gebürtige Wuppertalerin und gibt uns ein Interview für ein Eis.
Debora Hohage: Ja, wohnhaft am Rande Barmens, aber gebürtig bin ich aus Elberfeld.
Oh, von Elberfeld nach Barmen. Wo ist es denn schöner?
Hohage: Das ist jetzt völlig subjektiv: Ich bin emotional an Elberfeld gebunden, weil ich da meine Kindheit verbracht habe. Wir haben an der Kronprinzenallee gewohnt und von meinem Kinderzimmer aus hatte ich das ganze Tal zu Füßen liegen. Der Ausblick war ein Traum.
Das klingt toll. Was macht Wuppertal für Sie so einzigartig - mal abgesehen von der Schwebebahn?
Hohage: Das sind diese Kontraste. Bei den Wohnvierteln liegt schick direkt neben heruntergekommen. In Wuppertal gibt es auch eine interessante Mischung von Menschen.
Ich finde, das hat man auch beim Langen Tisch gut sehen können. Waren Sie da?
Hohage: Leider nicht. Mein Sohn hatte an dem Tag ein Klavierkonzert und das war dann wichtiger. Ich habe zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, fünf und sieben Jahre alt.
Ihr Sohn gibt schon Klavierkonzerte?
Hohage: Ja, schon als er zwei Jahre alt war, ist er auf klassische Musik angesprungen und wollte Klavier spielen. Ich selbst singe im Konzertchor der Volksbühne und habe zum Üben entsprechende Youtube-Videos laufen lassen. Er saß da wie hypnotisiert davor und hat das aufgesogen. Wir mussten dann noch etwas warten, aber seit er vier ist, spielt er Klavier. Und meine Tochter ist die Sportskanone in der Familie.
Und Ihr Hobby ist also das Singen.
Hohage: Ja, ich wollte etwas haben für mich. Als Ausgleich zum Mama-Sein.
Wie viel übt man denn so als Chorsängerin?
Hohage: Na ja, da kommen wir zu meiner besonderen Geschichte. Ich habe vor fast drei Jahren meine Stimme vollkommen verloren. Da hatte ich gerade mit dem Singen in dem schon anspruchsvollen Chor begonnen. Und dann kamen noch ein paar andere Dinge zu einer schwierigen Gesamtgemengelage zusammen. Plötzlich konnte ich nicht einmal mehr sprechen und musste wieder ganz von Null anfangen. Ich habe wirklich mit einem Logopäden zusammen das Sprechen wieder gelernt.
Hatten Sie in dieser Zeit Angst, nie wieder singen zu können?
Hohage: Ja, das war so.
Seit wann können Sie denn wieder singen?
Hohage: Seit anderthalb Jahren. Ich habe es auch vorher immer mal wieder versucht, wieder in den Chor einzusteigen, aber es hat nichts gebracht.
Das ist doch sicher jetzt ein besonderer persönlicher Erfolg für Sie, dass sie es trotz aller Rückschläge geschafft haben.
Hohage: Auf jeden Fall. Wir hatten jetzt an Ostern in der Stadthalle ein großes Bach-Konzert. Es war der erste Auftritt, bei dem ich wieder mitsingen durfte. Das hat mir sehr viel bedeutet, auch weil mir Bach sehr viel bedeutet und ich wegen seiner Musik mit dem Singen angefangen habe. In meiner Zwangspause hatte ich immer genau dieses Bild vor Augen: Wie ich auf dieser tollen Bühne stehe und zu dieser Musik singe.
Glückwunsch dazu. Dann bleibt eigentlich nur eine Frage: Welche Sorte Eis mögen Sie am liebsten?
Hohage: Och, ich probiere immer gerne etwas Neues aus. Ich nehme dann mal eine Kugel Minze und eine Kugel Kokosnuss.