Ein Sommer am Stadtrand
Ursprünglich richtete sich die Stadtranderholung an Kriegskinder – heute nehmen gutsituierte wie benachteiligte Kinder teil.
Wuppertal. Kinderstadtranderholung in Wuppertal - für viele ist das in den Ferien ein echter Rettungsanker. Für Eltern, die ihrem Nachwuchs in den Ferien Abwechslung bieten möchten, für Alleinerziehende, die ihr Kind über Wochen gut betreut wissen wollen oder für Familien, bei denen ein Urlaub mit Kindern finanziell einfach nicht drin ist oder - und auch das kommt vor - für Kinder, die ansonsten sechs Wochen vor dem Fernseher verbringen würden.
Petra Beauregard, seit 19 Jahren verantwortlich für das Kinderferienprogramm der Caritas und Leiterin der Abteilung Erholgungshilfe, kann da einige Geschichten erzählen. Von Kindern, die zu Hause kaum Aufmerksamkeit bekommen oder die in den Wochen der Stadtranderholung vielleicht zum ersten Mal im Leben regelmäßig drei Mahlzeiten erhalten haben. "Die hauen dann richtig rein", weiß sie. Morgens ein Frühstück, mittags ein warmes Essen und nachmittags eine Kleinigkeit - für viele Kinder in Wuppertal in das keine Selbstverständlichkeit.
180 Euro kostet die dreiwöchige Stadtranderholung für ein Kind, 60 Euro die einzeln buchbaren Wochen. Für Familien die von Arbeitslosengeld II betroffen sind, gibt es Ermäßigungen. Wegen des günstigen Preises sollen gerade Familien mit einem schwachen Einkommen angesprochen werden. Aber, und das ist Petra Beauregard besonders wichtig: "Die Stadtranderholung ist kein Angebot ausschließlich für arme Familien." Im Gegenteil: Die Kinder, die an der Stadtranderholung teilnehmen, kommen aus allen Schichten. Von ganz reich, bis ganz arm ist alles dabei. Geld soll während der Ferienbetreuung möglichst keine Rolle spielen: Alle bekommen das gleiche Essen, erleben die gleichen Ausflüge und allen Kindern werden die gleichen Spielmöglichkeiten geboten. Wertgegenstände wie Handys oder Mp3-Player sind in den Camps verboten.
Für viele Kinder bedeuten die Tage im Camp absolutes Glück. "Manche ändern in drei Wochen Stadtranderholung ihr ganzes Wesen", weiß Beauregard.
Ursprünglich waren die drei Wochen Erholung am Stadtrand dazu gedacht, ausgezehrte Kinder nach dem Krieg wieder aufzupäppeln. Heute gilt das natürlich nicht mehr, im Vordergrund steht jetzt ein abwechslungsreiches und fröhliches Ferienprogramm für einen möglichst günstigen Preis. Ein Angebot, dass auch viele Alleinerziehende gerne in Anspruch nehmen. Für sie gibt es kaum eine günstigere Alternative, die Kinder über einen Zeitraum von mehreren Wochen in Betreuung zu wissen. Für sie ist die Stadtranderholung ein besonders wichtiges Angebot.
Nicht nur Eltern, vor allem die Kinder profitieren jedoch von diesem niedrigschwelligem Angebot. Würde es die Stadtranderholung nicht geben, würden einige Kinder von morgens bis abends vor dem Computer hängen. Das ist für Petra Beauregard traurige Gewissheit. "Jeder Betreuer merkt, dass es montags viel schwieriger ist, bestimmte Kinder in die Gruppe zu integrieren und sie für Aktionen zu begeistern."
Der Anteil der Kinder aus einkommensschwachen Familien liegt bei einem Drittel, schätzt Beauregard. Aber nicht nur an dieser Zahl macht Beauregard fest, dass die Stadtranderholung für viele Familien ein echter Rettungsanker in Sachen Ferienbeschäftigung ist. "Früher haben viele Kinder erzählt, dass sie anschließend noch in den Urlaub fahren, das ist heute auffallend weniger geworden".