Vier Wuppertaler sind angeklagt Erste Aussage im Prozess um Kokain-Schmuggel für ’Ndrangheta

Wuppertal · Die 45-Jährige gab zu, zehn Fahrten gemacht zu haben, meist als Beifahrerin. In ihrer Aussage belastete sie auch die vier Wuppertaler Angeklagten.

Der Prozess findet in Düsseldorf statt.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Die erste Angeklagte um Prozess um großangelegten Kokainschmuggel für die italienische Mafia-Organisation ’Ndrangheta hat gestanden. Die 45-Jährige gab zu, zehn Fahrten mitgemacht zu haben, meist als Beifahrerin. In ihrer Aussage belastete sie den Hauptangeklagten (64), der die Kurierfahrten organisiert haben soll, sowie Mitangeklagte, darunter die vier Wuppertaler.

Insgesamt stehen acht Angeklagte wegen Drogenschmuggels oder Beihilfe dazu vor dem Wuppertaler Landgericht. Dieses verhandelt im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts in Düsseldorf. Die Angeklagten sollen von 2018 bis 2022 in wechselnder Beteiligung Kokain aus Belgien und den Niederlande geholt und nach Italien gebracht haben, insgesamt 880 Kilo. Die 45-Jährige aus Dortmund hatte in einem Angelpark ein Wuppertaler Ehepaar kennengelernt, als sie ihren damaligen Lebensgefährten in den Angelpark begleitete. Sie hätten sich mit dem Paar gut verstanden, das später auch als Betreiber des Parks auftrat.

Die 45-Jährige übernahm in dem Park einen Aushilfsjob. Irgendwann habe der Wuppertaler sie angesprochen, ob sie Geld mit Autofahren verdienen wolle. Fragen solle sie nicht stellen: „Je weniger du weißt, desto ungefährlicher ist es“, habe er gesagt. Sie habe sich darauf eingelassen, sei im Dezember 2019 zum ersten Mal mit einer heute 62-jährigen Wuppertalerin nach Süditalien gefahren. Diese habe immer nur Etappenziele ins Navi eingegeben, habe zwischendurch mit dem Hauptangeklagten telefoniert, den die 45-Jährige auch über den Angelpark kannte. Dieser habe die Fahrten organisiert, alle Entscheidungen getroffen, so die 45-Jährige. Später sei sie auch mit der Frau des Ehepaares und einem weiteren Wuppertaler gefahren. Als Beifahrerin habe sie jeweils 500 Euro pro Fahrt erhalten.

Sie habe nicht gewusst, was sie transportierten – aber geahnt, anfangs nicht gewusst, wo die Ware versteckt war. Erst später habe man ihr die Verstecke in mehreren Autos gezeigt. Sie habe auch mal eine „Beladungsfahrt“ nach Belgien gemacht. Am Zielort sei jemand zu ihr ins Auto gestiegen, habe sie in eine Tiefgarage gelotst, dort 38 Pakete in einen Hohlraum unter den Einstiegsleisten der Türen verstaut.

Eine Fahrt im November 2022 habe sie nicht mehr antreten wollen. Aber der Hauptangeklagte habe gedroht: „Wir wissen, wie man dich findet.“ Sie habe Angst gehabt, denn als es mal um einen Diebstahl ging, sei gesagt worden, dass der Täter bald „italienische Schuhe“ bekomme – mit Beton an den Füßen ertränkt werde. Bei dieser Fahrt im November 2022 erwischte die italienische Polizei sie: Sie wurde in Italien zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Strafe sitzt sie jetzt in Köln ab. Noch ist nicht geklärt, ob diese Strafe im aktuellen Verfahren angerechnet werden kann.

Weitere Angeklagte haben Geständnisse angekündigt, auch die vier Wuppertaler. Für die vier gab es eine sogenannte Verständigung: Das Gericht stellte ihnen Strafen zwischen viereinhalb bis fünfeinhalb sowie siebeneinhalb bis neun Jahren in Aussicht, wenn sie die Vorwürfe vollständig einräumen. Die Anwälte des Wuppertaler Ehepaars sagten, ihre Mandanten wollten kooperieren. Sie hofften auf Strafen im offenen Vollzug, weil sie Kinder im Teenageralter hätten. Ein weiterer Angeklagter will auch aussagen, der Hauptangeklagte und ein Angeklagter nicht.