Im Auftrag der italienischen Mafia Fast eine Tonne Kokain geschmuggelt – Prozess beginnt im Düsseldorfer Hochsicherheitsgebäude

Düsseldorf · Eine mutmaßliche Bande von Drogenhändlern steht ab Anfang in Februar in Düsseldorf vor Gericht. Verhandelt wird zwar vom Landgericht Wuppertal, aber im Hochsicherheitsgebäude am Kapellweg. Es geht auch um Verbindungen zur italienischen Mafia.

Der Prozess findet im Hochsicherheitsgebäude des Oberlandesgerichts Düsseldorf statt, wo häufig Staatsschutzverfahren verhandelt werden (Archivbild).

Foto: dpa/Monika Skolimowska

(kess) Im Auftrag der italienischen Mafia und albanischer Tätergruppen sollen acht Männer und Frauen im großen Stil Kokain geschmuggelt haben und stehen deshalb bald in Düsseldorf vor Gericht. Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln beziehungsweise Beihilfe dazu. Verhandelt wird zwar von Richtern des Landgerichts Wuppertal, der Prozess findet aber in der Außenstelle des Oberlandesgerichts im Düsseldorfer Stadtteil Hamm statt. Der Schwurgerichtssaal in Wuppertal steht derzeit wegen Bauarbeiten nicht zur Verfügung. Zudem ist das 2004 eröffnete Gebäude am Kapellweg eines der sichersten des Landes, erbaut im Nachgang der Anschläge vom 11. September, weil die Sicherheitsbehörden mit einer wachsenden Zahl von Terror-Verfahren rechneten.

Die acht Angeklagten, fünf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 36 und 64 Jahren, sollen mit unterschiedlichen Aufgaben und in unterschiedlichem Umfang ein professionell agierendes internationales Netzwerk für Drogenhandel betrieben haben. Laut Anklage schmuggelten sie vor allem Kokain für hochrangige Mitglieder der ’Ndrangheta und kriminellen Gruppen aus Albanien von den Niederlanden und Belgien über Deutschland nach Italien. Die kalabrische ’Ndrangheta ist laut dem Landeskriminalamt mit rund 200 Mitgliedern der größte Zweig der italienischen Mafia in Nordrhein-Westfalen.

Der Hauptangeklagte, ein 64-jähriger Mann aus Wuppertal, soll den Kontakt zu den Auftraggebern gehalten und die Kurierfahrten geplant haben. Ihm wird zudem der Handel mit Amphetaminen und der gemeinschaftliche Anbau von Cannabis vorgeworfen. Rund 2,2 Millionen Euro soll er insgesamt mit dem Drogenhandel eingenommen haben.

Für ihre Fahrten nutzten die Kuriere laut Anklage eigens präparierte Autos, mit denen sie das Kokain in den Niederlanden oder Belgien abholten und nach Italien transportierten. Mehr als 50 Fahrten listet die Anklageschrift zwischen Februar 2018 und November 2022 auf – mit einer geschmuggelten Gesamtmenge von rund 880 Kilogramm Kokain. Die Kuriere sollen pro Kilogramm 150 Euro oder mehr, die Beifahrer insgesamt 500 Euro erhalten haben.

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Die Bande flog dann vor knapp zwei Jahren auf, weil Mafiafahnder in Italien Mitglieder der ’Ndrangheta überwachen ließen und so die Spur des Kokains bis nach Nordrhein-Westfalen zurückverfolgen konnten. Anfang Mai 2023 fanden im Rahmen der weltweiten Anti-Mafia-Operation „Eureka“ auch in Deutschland Razzien statt und die acht nun Angeklagten wurden festgenommen. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen führte die bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelte Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in NRW (Zeos).

Für den Prozess sind ab dem 3. Februar insgesamt 23 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird erst im Sommer erwartet.

(kess ctri)