WZ-Serie Spartag Finanzielle Sicherheit und Karriere: Wieviel Risiko soll ich eingehen?

Wuppertal · Beraterin Steffi Bergmann gibt Tipps für finanzielle Sicherheit in der Zeit des Karrierefortschritts.

Sein Geld in professionelle Hände zu geben, hilft in jeder Lebensphase, ist aber immer auch mit einem Wagnis verbunden – gerade, wenn es sich um den Aktienmarkt handelt, der mit Schwankungen einhergeht.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Am Anfang des Lebens werden Finanzen oft von anderen geregelt. Für das eigene Kind. Oder das Enkelkind. Früher war es zum Beispiel das klassische Sparbuch, das man zur Geburt anlegte und auf das die Eltern oder Großeltern regelmäßig einen Beitrag einzahlten – bis der Junge sein Abitur hatte und die Summe feierlich übergeben wurde.

Auf der anderen Seite ist die Zeit des Alters ebenfalls eine einschneidend regulierte Lebensphase – finanziell meist definiert durch die Rente sowie das angesparte Vermögen, das Anleger in den Jahren oder idealerweise den Jahrzehnten zuvor in eine private Altersvorsorge gespart oder in Geldanlagen investiert haben.

Die individuellste Phase, in der auch die Finanzen sehr spezifisch geregelt werden sollten und sich in der Anlagenberatung kaum allgemeingültige Standards setzen lassen, ist die Phase des Karrierefortschritts. Sie liegt grob fixiert in der Zeit zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Die Westdeutsche Zeitung hat mit Steffi Bergmann, Kundenbetreuerin bei der MPF AG, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Wuppertal, darüber gesprochen, wie sich diese Phase finanziell gestalten lässt und man einen Karrierefortschritt durch Anlagemöglichkeiten unterstützen kann.

Doch was bedeutet eigentlich Karrierefortschritt? Mehr Verantwortung in einer höheren Position mit einem entsprechend höheren Gehalt und damit verbunden auch höheren Ansprüchen? So pauschal lasse sich das gar nicht definieren, sagt Steffi Bergmann. Den Begriff des Karrierefortschritts müsse man auf mehreren Ebenen betrachten, betont sie. „Denn er bedeutet nicht automatisch, dass man nur an seiner beruflichen Karriere feilt, sondern möglicherweise hat man in dieser Phase auch eine Familie gegründet und dadurch andere finanzielle Verantwortung als jemand, der ledig ist.“ Es sei im Grunde die Phase, „in der Menschen richtig erwachsen werden“.

Wichtig sei daher, sich vor einer Anlageberatung zwei wesentliche Fragen zu stellen: „Welche Prioritäten setze ich in meinem Leben? Und welche Ziele habe ich für die nächsten Jahre?“ Wie sollen beispielsweise Aspekte wie Verfügbarkeit oder das Thema Nachhaltigkeit in die Anlagestrategie einfließen?

Um eine individuelle Strategie zu definieren, erfolge in einer Beratung zunächst eine Bestandsaufnahme der persönlichen Situation und der vorhandenen Vermögenswerte. Woraus setzt sich das Einkommen zusammen und welche Ausgaben sind regelmäßig zu berücksichtigen? Zentral in der Finanzberatung ist auch die Kombination aus Risikobereitschaft und Risikotragfähigkeit: „Wie viel Risiko bin ich bereit einzugehen und wieviel kann ich tatsächlich tragen?“, erläutert Bergmann. „Wenn ich zum Beispiel 50 000 Euro anlegen möchte und dabei gerne eine Aktienquote von 100 Prozent hätte, ist die Risikobereitschaft sehr hoch. Dieser Bereitschaft muss ich aber eine finanzielle Stabilität entgegensetzen können.“

Nicht nur das Finanzielle
steht im Vordergrund

Ein Stichwort sei zudem die Diversifikation, eine breite Streuung der Anlagen, die sich auf Formen wie Tagesgeldkonten, Renten, Aktien, aber auch Immobilienfonds sowie in geringerem Maße auf Rohstoffe wie Edelmetalle verteilen könne. „Wie solch ein Depot aussehen soll, ist individuell zu betrachten.“ Dabei stünden nicht nur die finanziellen Möglichkeiten im Vordergrund, sondern auch der Charakter des Anlegers und dessen emotionale Sichtweise – etwa, was beispielsweise die Schwankung von Aktienkursen betrifft, die nicht jeder distanziert einzuschätzen vermag. „Generell rate ich davon ab, Dinge zu tun, die nicht transparent sind und die ein schlechtes Bauchgefühl auslösen – auch wenn die sachliche Analyse eine Aktienbeimischung im Depot eine klare Empfehlung sein könnte“, so die Kundenbetreuerin der MPF AG.

Elementar sei auch in dieser Lebensphase, die Altersvorsorge im Blick zu behalten. „Dafür ist es nie zu spät, in einem Alter um die 30 erst recht nicht.“ Die Grundlage bilde dabei die Prüfung der Rentenansprüche und über Versorgungslücken im Alter nachzudenken. Die private Altersvorsorge könne heute auch über staatlich geförderte Anlagelösungen oder ETF-Sparpläne erfolgen. Die Abkürzung steht für „Exchange Traded Fund“, einen börsengehandelten Fonds, und bezeichnet eine dauerhafte Investition in Wertpapiere mit einem festen Betrag.

Gerade in der Phase des Karrierefortschritts sei es notwendig, sich regelmäßig mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen, mindestens alle sechs bis zwölf Monate ein ausführliches Anlagegespräch zu suchen – und Zuverlässigkeit zu finden. „Denn sein Vermögen in fremde Hände zu geben, ist immer ein hohes Gut, das Vertrauen braucht.“

Doch bei allen Chancen, die sich in der Lebensphase bieten würden, sei es letztlich wichtig, Entscheidungen zu treffen. „Es wäre fatal, die Möglichkeiten, sein Geld anzulegen, ungenutzt zu lassen. „Die Inflation vernichtet still und heimlich.“