Fussball-Regionalliga: Ganz normaler Derby-Wahnsinn

Wie tausende Fußballfans, 300 Polizeibeamte und ein paar Anwohner den Samstagnachmittag außerhalb des Stadions erlebten.

Auf der Brücke an der Bahnstation Sonnborn sind einige Schaulustige auf Schulterschluss mit der Polizei gegangen. "Das sind ja so viele wie die Truppe selbst", sagt eine Dame angesichts der uniformierten Hundertschaft. Doch schon mit dem ersten von zwei Zügen trifft eine zahlenmäßig weit überlegene "Truppe" Fortuna-Fans ein. Berittene Polizei - Jahre nach Auflösung der Wuppertaler Reiterstaffel schon etwas besonderes - hat die umliegenden Straßen abgeriegelt. So werden die Gäste aus Düsseldorf in Schach gehalten.

Ein Polizeibeamter zu einem Fortuna-Fan.

Auf Gleis 7 kommt es zur ersten Rangelei. Fünf Beamte greifen einen Glatzköpfigen im martialischen Outfit aus der Menge. "Was hat der denn gemacht?", protestieren andere. Die Polizei kennt ihre Pappenheimer. "Wir haben uns gedacht, wir gehen heute mal alle zusammen ganz friedlich zum Stadion", beantwortet ein Uniformierter die Frage eines empörten Düsseldorfers. Wird es eine Retourkutsche geben, nachdem WSV-Anhänger am Mittwoch in der Altstadt Randale gemacht haben (die WZ berichtete)? "Wenn ich mich prügeln will, muss ich nicht zum Fußball. Das kann ich in jeder Kneipe billiger haben", sagt ein Fortune.

"Wuupatal asozial", dröhnt es zur Bekräftigung, während ringsum Bierflaschen fliegen. Nicht auf Menschen, sondern einfach nur an den Straßenrand. Die Blase wird auf dem Marsch zum Stadion in den Vorgärten abgelassen. "Das kann es doch wohl nicht sein", kommentiert ein Fortuna-Fan das Verhalten seiner Mitstreiter.

"Die sabbern ja, die Teile", stellt ein anderer angewidert fest, als ihm der Schnodder eines Polizeipferdes in den Kragen tropft. Aber eines ist ihm viel wichtiger: "Hau mal nicht ab mit dem Jägermeister", sagt er zu einem Kumpel.

Eine Fußgängerin an der Garterlaie zum Polizei- und Fanaufmarsch in Sonnborn.

Vor dem Friedhof an der Garterlaie verfolgt eine ältere Dame fassungslos das Schauspiel: "So etwas habe ich noch nie gesehen."Aber sie wohne eben auch nicht am Stadion. 100 Meter weiter kracht es: Blumenkübel vor dem Haus der Firma Langohr werden zerschlagen. Die Stimmung kocht auf, doch ein Fan, selbst nicht ganz nüchtern, entschuldigt sich "in aller Form" bei den Blumenhändlern.

An der Spitze des bizarren Fortuna-Zuges werden schon die ersten Gruppen am Stadion-Hintereingang (Kornstraße) eingelassen und gefilzt. Auf keinen Fall dürfen Fortuna- und WSV-Fans aufeinander treffen. Bisher hat das aus Sicht der Polizei geklappt. Noch einmal scheint es eng zu werden, als die Fans im Pulk durch das Tor stürmen wollen. Aber Ordner und Polizei haben die Lage fest im Griff.

So dient die Zwangspause vor dem Stadion lediglich dazu, die letzte "Betankung" vorzunehmen. Was von den geleerten Flaschen nicht in die Wupper fliegt, wird von passionierten Sammlern aufgelesen - Kleinvieh-Pfand macht auch Mist.

Während sich zwei überhitzte Fußballfans doch noch mit Fäusten attackieren, legt ein anderer sich sturzbetrunken zum Schlaf des Gerechten auf den Rasen vor dem Stadion. Es gibt eben mehrere Möglichkeiten, das Spiel zu verpassen. Dann wird drinnen im Stadion gekickt.

Nach dem Schlusspfiff: Wird jetzt zur großen Keilerei geblasen? Nein. Dank der bestens organisierten Polizei ziehen die 4000 Mannen aus Düsseldorf lammfromm ab - man hat ja gewonnen.

Übrigens: Das nächste Derby steht am 29. September gegen RW Essen an - allerdings auswärts.