Hausaufgaben bis spät in die Nacht

Strenge Schulen und gastfreundliche Familien erlebten 16 Zehntklässler aus Wuppertal bei ihrem Besuch in China.

Foto: Elisabeth Ahlrichs

„Ni Hao“, grüßen die Schüler. Und kennen gleich die Stolperfallen: „Wenn man es falsch betont, kann es auch Pferd heißen, oder ,ich muss Pipi’“, erklären sie. 16 Schüler und zwei Lehrer von den Gymnasien Bayreuther Straße, WDG, Kothen, Sedanstraße und der Herder-Schule haben in den Osterferien zwei Wochen in China verbracht.

Wuppertaler

Schulzeit

Seit 2012 wird dieser Austausch mit Wuhan vom Gymnasium Bayreuther Straße organisiert. In Workshops haben sich die Schüler auf China vorbereitet. Dass man Probleme nicht direkt anspricht beispielsweise, sondern nur über Vermittler wie die Lehrer löst. „Und immer lächeln“, erinnert Elias Grguerevic (16). „Die wahren Gefühle werden nicht gezeigt, das ist uns oft aufgefallen“, pflichtet ihm Lehrerin Elisabeth Ahlrichs bei, die mit Silvia Urso die Gruppe betreut hat.

Rund eine Woche verbrachten die Schüler in Gastfamilien, dazu waren sie zwei Tage am Drei-Schluchten-Staudamm - dem größten der Welt - und drei Tage in Peking. „Es gibt extreme Unterschiede zwischen reichen und armen Familien“, ist Nick Lips (16) aufgefallen. Wobei nur wohlhabende Familien sich den Austausch leisten können.

Erstaunt waren die Deutschen auch darüber, wie viel ihre Austauschschüler büffeln. „Meine Austauschschülerin hat bis nach 24 Uhr Hausaufgaben gemacht“, erzählt Kim Peters (15). „Meiner sogar bis 2 Uhr nachts“, sagt Elias. Jeden Sonntagabend schreiben die chinesischen Schüler dann eine Klausur.

Die Familie von Jerome Kalis (15) hat extra eine Zweitwohnung nahe der Schule gesucht, damit nicht zu viel Zeit für den Fahrtweg verloren geht. Denn wenn um 17 Uhr der Unterricht zu Ende ist, soll es schnell an den heimischen Schreibtisch gehen. Auch andere Schüler berichten, dass sie die Väter der Familie nie gesehen haben, da diese an ihrem Arbeitsort wohnen.

Der Unterricht in China sei jedoch sehr anders als in Deutschland, erzählen die Jugendlichen: Reiner Frontalunterricht ohne Diskussionen, eigentlich mehr eine Vorlesung für rund 50 Schüler in einer Klasse. Dabei umfasst an der Mittelschule Nr.1 der Zentralchinesischen Pädagogischen Universität eine Stufe 26 Klassen. In den Naturwissenschaften wüssten die Chinesen auch deutlich mehr, während sich die Deutschen besser auf Englisch unterhalten können, finden die Wuppertaler.

Sehr stark hätten sich die chinesischen Familien um ihre Gäste gekümmert, loben die Reisenden. Dabei seien sie mit noch mehr Geschenken überhäuft worden, als sie selbst ihren Gastgebern mitgebracht haben. Gewöhnungsbedürftig seien allerdings die üblichen Tischmanieren gewesen: „Teilweise nahmen die einen Chicken Wing komplett in den Mund und spuckten ihn danach auf den Tisch, blank abgeknabbert“, erinnert sich Nick. „Und die essen auch Suppe mit Stäbchen — erst das Gemüse, dann wird die Brühe getrunken.“

Sehr lecker sei jedoch das Essen gewesen, mit viel Gemüse. Oft hätten die Mütter stundenlang in der Küche gestanden, um die vielen kleinen Gerichte der drei warmen Mahlzeiten am Tag zuzubereiten. Auch Eule und Schildkröte wurde den Schülern angeboten. Am Straßenrand warteten Hähnchenkrallen, Schweinepfoten und Frösche als Streetfood auf Käufer.

Während der Ausflug an den Staudamm wegen viel Regen und Nebel auf wenig Begeisterung stieß, fanden die Reisenden Peking faszinierend. „Mich hat gewundert, dass draußen gar nicht so viele Menschen herumliefen, obwohl die Stadt so viele Einwohner hat“, sagt Jerome. „Und man findet keinen Dreck oder Müll auf der Straße - alles wird sofort aufgehoben“, lobt Kim. An jeder Ecke stehe auch Wachpersonal.

Den Himmeltempel besuchten die Schüler ebenso wie einen traditionellen Hutong und die chinesische Mauer. „Manche hatten dort eine Grille in einem Käfig - das Geräusch soll entspannend sein“, wundert sich Jerome. Auch mit chinesischer Tradition setzten sich die Wuppertaler auseinander. Sie lernten eine Gongfu-Choreografie mit Fächern und malten mit Pinseln. Eines gefiel ihnen besonders gut: „Wenn man in einen Klassenraum kam, haben alle geklatscht.“