Heiner Geißler: „Wir haben die Pflicht, Schwachen zu helfen“
Heiner Geißler hielt in Wuppertal einen Vortrag zum „Generationenvertrag“.
Wuppertal. Von der Last seiner 84 Jahre gebeugt ging Bundesminister a. D. Heiner Geißler am Dienstagabend zum Altarbereich der Gemarker Kirche und hielt, nahezu ohne Manuskript, einen rund einstündigen Vortrag zum Thema „Brauchen wir einen neuen Generationenvertrag?“
Nach seinen letzten Vortrags-Worten erhoben sich die Zuhörer von ihren Plätzen, ein stürmischer Applaus folgte. Nach wenigen Minuten bereits hatte der brillante Redner das Publikum in seinen Bann gezogen.
Eingeladen hatte das 2009 ins Leben gerufene Johannes-Rau-Kolloquium, das das Lebenswerk des ehemaligen Bundespräsidenten und langjährigen Landessynodalen der Evangelischen Kirche im Rheinland würdigen soll. Moderiert wurde der Abend von Kirchenrat Volker König und Pfarrer Werner Jacken.
Und Jacken war es auch, der dem oft unbequemen Querdenker und ehemaligen Jesuiten Heiner Geißler etwas zu einer eventuellen Rolle als möglicher Schlichter im Bahn-Streit entlocken wollte, was der jedoch nur mit einem Lächeln quittierte.
Beim Thema „Generationenvertrag“ wurde der scharfzüngige Ex-Generalsekretär der CDU schon redseliger: „Generationenvertrag ist ein anderes Wort für Solidarität zwischen den Generationen und bedeutet Nächstenliebe, von der auch der demografische Wandel nicht entbindet.“ Die These, dass jeder für sich selbst sorgen soll, empfindet Geißler als „unsagbar dumm, und wer das sagt, weiß nicht, was in der Welt los ist“. Die USA sieht er dabei als warnendes Beispiel für mangelnde Solidarität.
„Wir haben die Pflicht, denen zu helfen, die schwach sind, die Hilfe brauchen“, erteilt er dem Egoismus eine Absage und weist darauf hin, dass Sozialsysteme aber nur funktionieren können, wenn es ausreichend qualitativ hochwertige und gut bezahlte Arbeitsplätze gibt.
Ein Mittel, den Generationen-Vertrag zu finanzieren, sieht Geißler in einer weltweiten Finanz-Transaktions-Steuer. „Da werden Billionen umgesetzt, ohne dass dafür Steuern erhoben werden.“
Am Ende dankte Rekowski Geißler für das leidenschaftliche Plädoyer für die Nächstenliebe.