Herr Kirchhof, die Steuern und der „Barmer Sessel“

Wuppertal. Eine Erneuerung des Steuerrechts in Deutschland, die einfacher und vor allem gerechter ist? Für Paul Kirchhof ist dies keine abstrakte Vorstellung. Unter Leitung des Professors und ehemaligen Bundesverfassungsrichters entwickelte die Forschungsstelle Bundessteuergesetzbuch an der Universität Heidelberg Vorschläge zur Reform des Steuerrechts.

In Wuppertal nahm Kirchhof am Mittwochabend als erster Gast auf dem neuen „Barmer Sessel“ Platz — so hat die Gesellschaft Concordia ihre neue Veranstaltungsreihe genannt.

Vorbild ist eine ähnliche Reihe aus Bremen, wie Concordia-Direktor Detlev B. Will am Mittwoch erklärte. Auch in Barmen sollen sich bekannte Persönlichkeiten den Fragen eines Moderators und des Publikums zu Themen der Zeit stellen. Die Moderation am Premierenabend übernahm die Autorin und Journalistin Stefanie Rhein.

Der Auftakt des „Barmer Sessels“ erlebte einen streitbaren Kirchhof — der unter anderem anprangerte, dass die Flüchtigkeit und Gehetztheit des Steuerrechts dem Recht die Autorität nehme. „Als Richter konnte ich nicht konzeptionell, sondern immer nur im Einzelfall entscheiden“, erklärte er auf Nachfrage.

Tatsächlich: Von einer Steuererklärung, die sich in 20 Minuten erledigen lässt, wie Kirchhof erreichen will, ist die Gegenwart weit entfernt — was der Experte unter anderem auf zu viele Paragraphen zurückführte. „Steuern zahlen soll wieder Spaß machen“, formulierte er seinen Anspruch: „Es muss erkennbar sein, warum wir alle Steuern zahlen.“ Seine Forderungen sollten Gesetz werden, wünschte sich der Experte am Mittwoch vor einem gewogenen Publikum — dass Angela Merkel wegen der radikalen Ideen des „Professors aus Heidelberg“ (Gerhard Schröder) 2005 beinahe die Bundestagswahl verloren hatte, scheint seinen Eifer nicht gebremst zu haben. bru