„Hör ma“ – die Kolumne: Es geht steil aufwärts im Tal

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben.

Das war es nun vorläufig mit den Wahlen im Tal. Für diejenigen Bürger, die sich ihrer demokratischen Rechte und Pflichten erinnert haben, - das waren immerhin großartige 68,2 Prozent - hat sich Gravierendes geändert. Nur leider wenig in Wuppertal. Hauchdünn sitzt der SPD-Kandidat Manfred Zöllmer weiterhin auf einem der ergonomisch geformten Sitzplätze im Bundestag, wenn auch auf einem noch weiter hinten liegenden als bisher.

Gottlob wird auch diese Tätigkeit in der Opposition entschädigt - so entstehen wenigstens für ihn und seine Familie keine finanziellen Einbußen. Einen Vorteil indes hat die Wiederwahl, denn immerhin kennt sich der Manni in der Bundeshauptstadt bestens aus und eignet sich deshalb als Pate der beiden Neulinge, die er neben intensivem Sightseeing auch in die aufreibenden Tätigkeiten einführen kann. Jürgen Hardt und Hermann Ott freuen sich sicher schon darauf, von dem breit gefächerten Erfahrungsschatz und den touristischen Erfahrungen des Altverdienenden Zöllmer zu profitieren.

Ob Wuppertal wiederum ebenfalls von den zumindest vor der Wahl höchst engagierten Volks(ver)tretern profitiert, bleibt dagegen ungewiss. Denn Hardt und Ott müssen sich jetzt erstmal an die Berliner Luft gewöhnen und ihre Koffer auspacken. Das kann bekanntlich dauern. Und Peter Hinze hat ohnehin kaum Zeit für Wuppertal - er beschäftigt sich lieber mit der Raumfahrt. Ob da eine Fahrgemeinschaft mit den Kollegen noch in Frage kommt? Womöglich haben die Herrschaften berechtigte Angst, auf einem fremden Gestirn zu landen - was auch passieren kann, wenn die Wähler ihre Abgeordneten zum Mond schießen. Das Tal bleibt jedenfalls da, wo es hin gehört. In der Provinz.

Dafür bekommt Wuppertal endlich wieder ein neues Parkhaus. Mitten im Zentrum der schicken Einkaufsmetropole sollen 350 weitere Parktaschen für Shopping-Fans aus aller Welt entstehen. Zwar liegt der Bauantrag noch nicht vor, wird jedoch vorbereitet. Das erinnert schmerzlich an andere Vorhaben, deren Bearbeitung bis heute auf sich warten lässt. Es erinnert auch an den Aprilscherz dieses Jahres, als bekannt wurde, dass man im Rahmen der Regionale 2006 herrliche Liegeplätze an der Wupper geschaffen hatte, diese aber aus rechtlichen Gründen nicht belegt werden dürfen. Wegen des Schwebebahngerüsts, das ja herunterfallen könnte.

Selbiges steht schon seit mehr als 100 Jahren dort, aber das hatten die Verantwortlichen bei der Planung glatt vergessen. Und Baden ist ebenfalls verboten, weil die Wupper zu schnell fließt. Also ging man dort lediglich spazieren. Doch auch das ist jetzt vorbei, denn eine vom dort ansässigen Discounter gestiftete Plattform entspricht nicht ganz der Bauordnung. Dieses Podest ist mehrere Zentimeter zu hoch und somit selbstverständlich eine große Gefahr für Leib und Leben der ahnungslosen Flaneure. Und weil der WSV kein Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf mehr austragen muss, waren flugs hübsche Bauzäune zur Hand, um die Bevölkerung diesmal vor einem lebensgefährlichen Bauwerk zu beschützen. Da fühlt man sich doch wirklich behütet. Überdies hat sich die Stadt Wuppertal entschlossen, nicht etwa für uns Bürger, aber immerhin für die vielen Besucher der Monet-Ausstellung, den Tunnel am Döppersberg nach gefühlten zwanzig Jahren mal grob zu reinigen. Es geht steil aufwärts im Tal, Ehrenwort.