IHK-Präsident: Die Lage ist besser als die Stimmung

Wie spiegeln sich internationale Krisen im Bergischen? Thomas Meyer antwortet.

Foto: Michael Sieber

Es gibt derzeit viele Krisen. Die Ukraine mit Russland ist uns dabei am nächsten. Wie stellt sich angesichts der Sanktionen gegenüber Russland die Lage der Wirtschaft in unserer Region dar?

Thomas Meyer: Die Lage ist besser als die Stimmung. Das gilt für Deutschland wie fürs Städtedreieck. Bei der Umfrage des IFO-Instituts ist der Stimmungsindikator der deutschen Wirtschaft zum fünften Mal hintereinander gesunken. Anhand ihrer Daten sehen die Unternehmen, dass die Umsätze aufgrund schlechter werdender Auftragseingänge zukünftig sinken werden. Hier wirkt sich stimmungsmäßig nicht nur die Ukraine aus, sondern die Situation in Nahost und die Terrormiliz IS.

Inwieweit ist die Wirtschaft im Städtedreieck betroffen?

Meyer: Die Ausfuhren nach Russland liegen durchschnittlich unter fünf Prozent Umsatzanteil. Das kann natürlich je nach Unternehmen unterschiedlich ausfallen. In Russland ist derzeit der Automobilabsatz ins Stocken geraten. Die Regierung gibt eine Abwrackprämie, die aber nur beim Neukauf für in Russland produzierte Wagen greift. Nach Russland werden vor allem Premiummarken wie Audi, Mercedes oder BMW exportiert, da können deren Zulieferer, die es in Remscheid, Solingen und Wuppertal in einiger Zahl gibt, natürlich stärker betroffen sein.

Wie stellt sich die heimische Wirtschaft zu den Sanktionen gegen Russland?

Meyer: Sie sollen ja beispielsweise gegen die völkerrechtswidrige Annexion der Krim wirken. Hier wurde ja auch internationales Recht zum Schaden der Ukraine verletzt. Es soll also auf Russland damit eingewirkt werden, sein Verhalten zu ändern. Allerdings muss man sich auch fragen, ob die EU-Staaten sich immer klug verhalten haben, als sie gleich etlichen Staaten aus dem ehemaligen Warschauer Pakt eine EU- und Natomitgliedschaft angeboten haben und somit eigentlich Russland unter Druck gesetzt haben.

Was wäre eine bessere Herangehensweise?

Meyer: Die Erfahrung der Wirtschaft ist: Über den Austausch im gemeinsamen Handel kann man die andere Seite auch zu anderem Verhalten bewegen. Miteinander reden und arbeiten ist immer besser.

Wie stellt sich die Lage außerhalb des Ukraine/Russland-Problems dar?

Meyer: Die EZB flutet den Markt zwar mit billigem Geld. Die Banken, vor allem in Südeuropa, geben die Kredite aber nicht so an den dortigen Mittelstand weiter, wie es erforderlich wäre. Die Unternehmen etwa in Spanien und Italien können also weniger bei uns bestellen.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Montagausgabe der WZ Wuppertal.