Jürgen Hardt gibt seinen CDU-Vorsitz ab
Der Landtagsabgeordnete Rainer Spiecker soll Nachfolger werden. An der Basis herrscht Unzufriedenheit.
Wuppertal.Mitten in die Verhandlungen mit der SPD platzt die Nachricht, dass sich der CDU-Kreisverband im Herbst einen neuen Vorsitzenden suchen muss. Jürgen Hardt (51) will das Amt abgeben. Der Bundestagsabgeordnete hatte nach seiner Ernennung zum Koordinator der Bundesregierung für transatlantische Zusammenarbeit angekündigt, seine politische Arbeit neu ordnen zu wollen.
Für die CDU kommt dieser Wechsel zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. An der Basis rumort es. Einige Mitglieder sind mit Führungsstil und Entscheidungen ihres Spitzenpersonals nicht einverstanden. Dass die CDU der SPD in den Verhandlungen um die Fortsetzung der Kooperation im Rathaus einen neuen Dezernenten zugebilligt hat, stößt vielen übel auf. Sie sprechen von Pöstchenschieberei und erinnern daran, dass Wuppertal doch sparen müsse.
Jürgen Hardt wollte seine Partei ursprünglich gegen Ende August von seinem Entschluss in Kenntnis setzen. Doch so lange kann er nun nicht mehr warten.
„Ich wollte die Gespräche mit der SPD nicht mit meiner Entscheidung belasten“, sagte Hardt der WZ und begründete so seinen Zeitplan. Eigentlich habe er sich schon vor drei Jahren vom Vorsitz zurückziehen wollen. „Aber damals haben mich die Querelen innerhalb der CDU daran gehindert.“ Jetzt sieht er seine Christdemokraten so gut aufgestellt, dass seinen elf Jahren als Kreisvorsitzender kein weiteres mehr folgen muss.
Nachfolger Hardts wird aller Voraussicht nach dessen heutiger Stellvertreter, der Landtagsabgeordnete Rainer Spiecker. „Er will das und ich bin sicher, er kann das auch“, sagt Hardt. Wer neben Maria Schürmann den freiwerdenden Posten im Vorstand der Kreispartei übernehmen wird, ist noch offen.
Fest steht, dass auf die neue Führungsriege reichlich Arbeit zukommen wird. Es gilt, den Wahlkampf für Peter Jung zu organisieren. Er ist neben den Kollegen in Krefeld, Mönchengladbach und Münster der letzte CDU-Oberbürgermeister in einer Großstadt in NRW. Das will und soll er bleiben.
Aber Jungs Glanz ist ein wenig matt geworden. Schwere Kommunikationspannen im Zusammenhang mit dem Döppersberg und zuletzt mit dem Kiesbergtunnel kratzen am Bild des stets froh gelaunten und sprachfertigen Oberbürgermeisters. Das ist auch deshalb misslich, weil sich die CDU keinen teuren Wahlkampf leisten kann. Hardt verweist auf die 90er Jahre, in denen die Partei sehr viel Geld ausgegeben habe.
Die Folge ist, dass der Kreisverband „mit 100 000 bis 200 000 Euro“ in der Kreide steht. „Wir zahlen jedes Jahr 20 000 bis 30 000 Euro ab. Das wird uns noch eine Weile beschäftigen“, sagt Hardt. Er hofft, dass die Landespartei die Wuppertaler Freunde im Bemühen um eine weitere Amtszeit für Jung unterstützt. Üblich ist das nicht. Und damit auch nicht sehr wahrscheinlich.
“Offen gesagt, S. 18