Atelier Andrea Thierbach: Einfach aus sich heraus malen
Die Wuppertalerin arbeitet intuitiv. In ihrem Werkstatt-Atelier will sie auch anderen den Weg zur Kunst eröffnen.
Der Weg in die Kunst war für Andrea Thierbach kein direkter. Obwohl sie schon als Kind malte und zeichnete und dafür auch Anerkennung erhielt, wählte sie nach der Schule erst andere Ausbildungen und Berufe. Nun aber tritt die mittlerweile zweifache Mutter ein Leben als freischaffende Künstlerin an: Mit einem eigenen Atelier und Werkstatt an der Gathe. Mit einer vielfältigen, gemalten oder geformten Kunst. Und einem eigenen Ansatz.
Das Reihenhaus im neoklassizistischen Stil ist frisch renoviert, die großen Schaufenster geben den Blick in den 40 Quadratmeter großen Raum mit seinen farbigen Bildern, den feinen Tusche-Zeichnungen, den plastischen Arbeiten, der Staffelei frei. Wer will, kann hier Andrea Thierbach beim Malen zusehen. Immer wieder bleiben Passanten stehen, begutachten auch den ausgelegten Schmuck der Marke „luisi misi“. Thierbach teilt sich den Raum mit der Schmuckdesignerin Lisa Meuser. Eine Freundin, die sie vor ein paar Jahren kennenlernte, mit der sie über den gemeinsamen Wunsch nach dem eigenen Atelier noch näher zusammen kam. Nach intensiver Raumsuche wurden sie schließlich im Oktober 2017 an der Gathe fündig. Doch es sollte noch einige Monate dauern, bis das Werkstattatelier samt Lager und kleiner Küche eingerichtet waren. Nun soll es endlich losgehen.
Andrea Thierbach wurde in Schwerte geboren, machte nach dem Realschulabschluss das Fachabitur für Gestaltung und vertiefte gleichzeitig im Rahmen eines einjährigen Praktikums ihre künstlerischen Fähigkeiten im Malsaal der städtischen Bühnen Dortmund. „Dort habe ich viel gelernt. Es war eine sehr inspirierende und kreative Zeit“, erzählt sie.
Der weitere Weg führte in eine Goldschmiede- und eine Zahnarzthelferin-Ausbildung. Dann folgte das Studium der Sozialpädagogik und damit wieder eine Annäherung an die Kunst, indem sie diese bewusst in die Pädagogik einfließen ließ. „Ich will Kinder wie Erwachsene einfach aus sich heraus malen lassen. Ohne sie zu beeinflussen. Damit sie fühlen, was sie ausmacht, ihr eigenes Ding machen.“ Die Kunsttechniken können sie dann an Schulen lernen.
Ein Ansatz, dem sie auch in Wuppertal treu blieb. 2006 kam Andrea Thierbach aus privaten Gründen in die Stadt, arbeitete zunächst in einer Kindertagesstätte. Es folgte die Familienphase, in der sie privat weiter malte, an der Woga (Wuppertaler Offene Galerien und Ateliers) und kleineren Ausstellungen teilnahm. Der Atelierwunsch blieb dabei „stets in meinem Kopf“.
Ihre Kunst ist intuitiv und meditativ. „Ich habe eine Inspiration, eine Idee, keinen festen Plan. So hole ich den Ursprung heraus, komme beim Malen in Fluss, handle, ohne nachzudenken. Das Gefühl entscheidet.“ Auch, wann ein Bild „gut ist, sich rund anfühlt“, fertig ist. Verwendet werden Acrylfabre und Spachtelmasse, mit denen die Künstlerin organische, abstrakte Formen auf die Leinwand bringt. Es entstehen harmonische, schwungvolle „Landschaften“. Meist Ton in Ton, mal mit ganz dünner, mal mit eher breiter Strichführung. 2012 kamen feine Tuschezeichnungen im Format Din A5 dazu - auch sie abstrakt, hin und wieder wächst ein Baum, eine Blume, ein Kopf hervor. „Ich hatte in einem Urlaub Stifte und Aquarellfarben dabei und fing einfach an“, erinnert sich die Künstlerin an die Anfänge.
Außerdem interessiert sich die 47-Jährige für plastisches Arbeiten, würde diese künstlerische Ader gerne ausbauen. So modelliert sie Gefäße, fertigt Figuren aus Speckstein, hat gerade damit angefangen, Keramiken zu erstellen. Andrea Thierbach hat sich auf den (künstlerischen) Weg gemacht. Mit eigenem Atelier und Werkstatt. Eine weitere Station soll im November die Teilnahme an der nächsten Woga sein.