Konzert Barocke Musikpracht in karger Halle
„Uptown Classics“ startet im Bus-Betriebshof der WSW in Varresbeck in die Saison.
Dieses Format macht Spaß: Den etwa 30 Musikern des Sinfonieorchesters Wuppertal und ihrer Generalmusikdirektorin Julia Jones samt Trompeter Georg Stucke, der seine Solo-Premiere mit den Wuppertalern gibt, und dem Publikum, das aufmerksam lauscht und begeistert applaudiert. Der Spielzeitauftakt der „Uptown Classics“-Konzerte fand am Wochenende in der Friedhofskirche und im WSW-Bus-Betriebshof statt.
Das Gebäude versteckt sich im Varresbecker Gewerbegebiet. Wer hierhin will, bringt einen Bus zur Wartung. An diesem Tag aber werden Gäste durch den gekachelten langen Gang und die Treppe in die große Halle des Bus-Betriebshofs geleitet, wo ein quer gestellter Bus mit der Aufschrift „Sinfonieorchester Wuppertal“ wartet. Dahinter, zwischen Hebeböcken auf der einen und Kehrmaschine und Bussen auf der anderen Seite, sind die Stühle für Musiker und Zuhörer dicht beieinander aufgebaut.
Während noch der Geruch von Motorenöl aus der Nase schwindet, geht es mit einem schwungvollen, federnden Willkommen los: Georg Friedrich Händels (1685-1759) „Ankunft der Königin von Saba“, Introduktion zum dritten Akt aus dem Oratorium „Solomon“, setzt den ersten Akzent im bewusst gewählten Kontrastangebot aus prachtvoller spätbarocker Musik und industrieller, karger Umgebung. Eine reizvolle Idee, die die Generalmusikdirektorin schnörkellos, zügig und ohne Pathos umsetzt. Das gute Orchester trotzt der unkontrollierbaren Akustik der Halle erfolgreich, man ist eingespielt. Lautstärke, Einsätze und Tempi stimmen. Das Programm gibt an diesem Nachmittag der viel zu selten gehörten Trompete Platz. Gemäß Motto des Formats, seltener gespielte Stücke in Kammerbesetzung hautnah darzubieten und dabei einzelne Musiker als Solisten hervorzuheben.
Georg Stucke weiß seine Chance zu nutzen, spielt mit seinem Instrument (und nicht umgekehrt). Er geht weder neben dem Orchester unter, noch spielt er dieses nieder. Dafür hat sich der 26-Jährige Guiseppe Torellis (1658 bis 1709) Sinfonie D-Dur sowie Johann Baptist Georg Nerudas (1707 bis 1780) Concerto Es-Dur ausgesucht. Beweist vor allem in Nerudas bekanntem Werk, das ursprünglich fürs kleine Horn geschrieben war, seine Qualität an der Es-Dur-Trompete. Das Publikum belohnt ihn mit Applaus und Bravorufen.
Zwei Werke komplettieren den Nachmittag, deren Komponisten mit Mozart zu tun haben: Joseph Martin Kraus (1756 bis 1792) wird gerne als Odenwald-Mozart bezeichnet, obwohl die Musiksprache des Kapellmeisters des schwedischen Königs Gustav III. stärker aus dem Sturm und Drang kommt. Johann Christian Bach (1735 bis 1782), jüngster Sohn von Johann Sebastian Bach, war zeitweilig Mozarts Lehrer.
An diesem Nachmittag erklingen Kraus’ Sinfonie Es-Dur und die sinfonisch angelegte Ouverüre Bachs zu „Astarto, Re di Tiro“.