Ein Konzert, bei dem selbst die Pause noch Spaß macht
Frühling, Vogelstimmen und großartige Solisten machen einen Abend im Skulpturenpark zum Genuss für sämtliche Sinne.
Wuppertal. Zum Konzert im Skulpturenpark an einem sonnigen Frühlingstag kommt man gerne viel zu früh. Denn so lässt es sich zur Einstimmung wunderbar über die Wege und Wiesen mit Blick auf Skulpturen und blühende Magnolienbäume schlendern. Auch die zwitschernden Vögel bereiten gut auf die musikalische Darbietung vor. Durch die geöffneten Türen des Glaspavillons machen sich die lebensfrohen Piepmätze auch während des Konzertes deutlich bemerkbar. Das erfreut Musiker und Publikum gleichermaßen.
Unter dem Titel „Song Dreaming“ tritt Sängerin Saadet Türköz gemeinsam mit dem Cellisten Martin Schütz auf. Das Ergebnis ihrer schon länger währenden intensiven Zusammenarbeit bezeichnen sie als „Folklore imaginaire“. Erstmals gestalten sie nun im Skulpturenpark ein Konzert gemeinsam mit dem Posaunisten Conny Bauer.
Die in der Schweiz lebende Sängerin Türköz wurde in Istanbul geboren. Sie ist Tochter kasachischer Flüchtlinge aus Ost-Turkistan. Aus den Wurzeln ihrer Herkunft schöpft sie bei der Gestaltung ihres ganz eigenen Gesangsstils, den sie einerseits als musikalische Ahnenforschung versteht und mit dem sie ebenso neue Wege der stimmlichen Klangerkundung geht. Türköz stimmt alte kasachische und türkische Volkslieder an, zu denen der Cellist feinsinnige Improvisationen beisteuert.
Er zupft und streicht und schlägt die Saiten, entwickelt leises, filigranes Klanggespinst, um dann wieder warme klassische Töne anzustimmen, die er bald wieder verfremdet. Neben den Volksliedern gestaltet die Sängerin auch ganz freie Passagen. Einfache, zarte Vokalismen scheinen wie aus weiter Ferne herüberzuwehen. Mit enormer Beweglichkeit der Stimme und versierter Artikulation flicht Türköz sehnsuchtvolle Sequenzen, fröhliches und aufgeregtes Geplapper und auch Klagelaute in ihre innige Gesangserzählung ein.
In der Konzertpause genießen die Zuhörer die milde Frühlingsluft im Park bei einem Glas Wein oder Saft. Eine Besucherin meistert tadellos einen Zungenbrecher und bestellt zwei Zwetschgenschorlen auf der kleinen Terrasse der Villa Herberts. Den zweiten Teil des Konzertes eröffnet der Posaunist Bauer mit einem Solo, in dem er die außerordentliche Beherrschung seinen Instrumentes und vor allem auch der Atemkunst beweist.
Er vermag die Posaune weich und zart zu spielen, dichte rhythmische Passagen aufzubauen und kann das Blech auch brummen lassen, so dass es fast wie ein Didgeridoo klingt. Im Anschluss dran spinnen sich die drei Musiker gemeinsam in intensive, facettenreiche Improsivationen ein, denen das Publikum gebannt folgt und für die es schließlich mit begeistertem Applaus dankt.