Junge Wuppertaler Musiker dürfen nach Bayreuth fahren

D er Richard Wagner Verband Wuppertal unterstützt junge Künstler. Sie können jährlich Festspielluft schnuppern.

Wuppertal. Die Idee stammt von Richard Wagner selbst: Die Jugend zu fördern, ihr die Möglichkeit zu geben, seine Festspiele in Bayreuth zu besuchen. Heute tragen die Wuppertaler Sigrid Brill (64) und Gerald Bunge (68) Wagners Gedanken weiter — und setzen diese jährlich um.

Vier bis fünf junge Künstler schicken sie jeden Sommer nach Bayreuth, ohne dass diese viele Jahre auf die Eintrittskarten warten müssen. Konzertbesuche, Treffen mit anderen Musikern, Besichtigungen und ein eigenes Stipendiatenkonzert stehen auf dem Programm der jungen Musiker. Finanziert wird diese Stipendienstiftung durch andere Wagner-Liebhaber, die sich zu einem Verband zusammengeschlossen haben. „Umso mehr Mitglieder wir haben, umso mehr Künstler können wir finanzieren und nach Bayreuth schicken“, sagt Sigrid Brill, stellvertretende Vorsitzende des Richard Wagner Verbands Wuppertal.

83 Mitglieder zählt der Verband, der neben 52 anderen Vereinigungen auf der Welt die Liebe zur klassischen Musik und Wagners Idee aufrecht hält. „Der neuste Verband hat sich in Abu Dhabi gebildet“, sagt Brill. Wagner wäre sicher begeistert, wenn er wüsste, dass seine Idee von 1882 Menschen weltweit umgesetzt wird — 2009 schlossen sich sogar alle bestehenden Verbände zu einem internationalen Richard Wagner Verband zusammen.

Jährlich schicken diese 250 begabte Musiker im Alter von 18 bis 35 nach Bayreuth. „Unser Verband hat seit der Wiedergründung 1953 insgesamt 420 Musiker unterstützt“, sagt Brill.

Oft hatten sie bei der Auswahl den richtigen Riecher: Sopranistin Annika Boos, Mezzosopranistin Katharina Greiß-Müskens, Chorsänger Jochen Bauer und auch der Regieassistent Björn Reinke waren einst Stipendiaten und gehören jetzt zum Ensemble der Wuppertaler Oper. Brill: „Lange verfolgen wir die Entwicklung. Wer auffällt, der hat’s bei uns geschafft.

Der Verein bietet seinen Mitgliedern ein Jahresprogramm — Gerald Bunge nennt es „etwas Geselliges“. Konzerte, Opern und Ausstellungen werden besucht: „Wir zelebrieren jeden Ausflug“, erzählt der Vorsitzende, „trinken nach der Vorstellung einen Absacker und loben oder regen uns über die Inszenierung auf. Es geht bei unserem Verband nicht immer nur um Wagner.“

Mit 16 Jahren entdeckte Bunge seine Vorliebe für Wagner: „Ich habe früher die Festspiele über das Radio verfolgt.“ Sigrid Brill wuchs mit der Musik auf. Ihre Tante Friedel Brill war 1954 als Sängerin eine der ersten Stipendiaten: „Das hat verbunden“, sagt Brill. Wagner spielt seit Kinderzeiten eine große Rolle in ihrem Leben: „Mein Spitz und unser Verbandsmaskottchen hieß sogar Richard Wagner.“ Zu jeder Aufführung wurde er mitgenommen: „Er liebte die Musik.“

Brill und Brunge wünschen sich, dass in Wuppertal wieder mehr Wagner gespielt wird: „Natürlich ist das eine Frage des Geldes. Aber unsere Oper soll wieder ein Glanzlicht werden.“