Spätprogramm im Schauspiel: „Das wird die unseriöseste Show Wuppertals“

Darstellerin Hanna Werth plant ein Spätprogramm im Kleinen Schauspielhaus.

Wuppertal. Sie hat einen tollen Start hingelegt: Hanna Werth hat ihre Chance genutzt. Kaum hatte Schauspiel-Intendant Christian von Treskow die 27-Jährige ins Ensemble geholt, zeigte sie auch schon, was in ihr steckt. Der erste Einsatz war direkt eine Hauptrolle („Trilogie der Sommerfrische“), der zweite nicht weniger überzeugend („Wohnen. Unter Glas“). Und weil die gebürtige Hanauerin nur so vor Energie zu strotzen scheint, sucht sie seit vier Wochen auch noch nach dem Sinn und der Liebe des Lebens („Leonce und Lena“). Was ihr und dem Publikum sonst noch blüht, weiß sie auch schon: „Der Besuch der alten Dame“ wird sie im Frühjahr auf Trab halten.

Selten hat der Stempel, den junge Schauspieler zwangsläufig erhalten, wenn sie ihr erstes Festengagement antreten, so in die Irre geführt wie bei Hanna Werth: Eine „Anfängerin“ ist sie nur dem Titel nach. Wer Werth live erlebt hat, weiß, was ihre Persönlichkeit ausmacht: Sie wirkt frisch, frech und fröhlich. Aber auch tiefsinnig, taff und temperamentvoll.

Das gilt für die Figuren, die sie spielt, aber auch für den Menschen, der dahintersteckt. „Als ich mit den Worten ,Ja, es gibt uns noch!’ eine Einladung zum Vorsprechen bekam, war ich überrascht und mir in der Tat nicht sicher, ob es das Schauspiel hier überhaupt noch gibt. Natürlich hatten wir auf der Schauspielschule in Leipzig von der schwierigen Situation gehört.“

Als sie dann aber hier war, sprang der Funke schnell über. „Ich hatte tatsächlich noch andere Angebote“, erklärt sie. „Am Ende habe ich darauf gehört, was mir mein Bauch sagt.“ Und der signalisierte Gutes: „Es war ein tolles Vorsprechen, ausgesprochen warmherzig.“ Ein Gefühl, das sie auch heute noch habe. „Ich fühle mich sehr wohl hier“, betont Werth, die ihre Entscheidung für Wuppertal nicht bereut — auch wenn die Aussichten für eine Darstellerin, die sich als Neue erst einmal etablieren muss, keineswegs die besten sind: Der Spardruck wird immer größer, das Ensemble daher bald kleiner, der Schauspiel-Chef gar ausgetauscht.

„Natürlich hat man das im Hinterkopf“, sagt Werth. „Man fragt sich ständig: Wie geht es weiter?“ Bis zum Ende der Intendanz von Christian von Treskow — bis Sommer 2014 — wird sie auf jeden Fall im Tal bleiben, so viel ist sicher. Und klar ist auch, dass sie bis dahin noch möglichst viele Facetten zeigen möchte: „Ich fühle mich hier heimisch“, betont die Neu-Elberfelderin, die sich in der Nordstadt niedergelassen hat. „Ich bin gerne hier und identifiziere mich mit dem Haus — auch wenn es am Ende womöglich nur zwei Jahre im Ensemble sein sollten.“

Trübsal zu blasen, kommt also nicht in Frage. Im Gegenteil: Werth geht in die Offensive, hatte die Idee zu einem „trashigen Format“ und startet nun zusammen mit Ensemble-Kollegen eine Reihe, die einen bezeichnenden Titel trägt. Denn der „Countdown“ läuft: „Es ist traurig, dass das Schauspielhaus bald geschlossen wird.“ Im Sommer 2013 ist der Spielort Geschichte (die WZ berichtete). Bis dahin soll nicht nur der normale Spielplan das Publikum ansprechen, sondern auch die neue „Late-Night-Live-Show“ Akzente setzen: „Wir haben uns wilde Kostüme ausgesucht und werden möglichst viel improvisieren“, erklärt die Schauspielerin schmunzelnd. „Der Ausgang des Abends ist also sehr offen.“

Der Start hingegen steht fest: Am Samstag, 2. März, geht’s los — nach „Käthe Hermann“ (voraussichtlich um 21.30 Uhr). Auch am 19. April, 4. Mai und 8. Juni — immer im Anschluss an die jeweilige Abend-Vorstellung — geht das Theater im Kleinen Schauspielhaus weiter. Karten werden für das Zusatzprogramm nicht benötigt: Zuschauer können einfach in die „Verlängerung“ gehen. Zum Auftakt wagen die Darsteller und Musiker (Bastian Wegner, Heiko Voss) einen Blick in die Zukunft. „Was kommt nach dem Schauspielhaus?“, fragt Werth und antwortet gleich selbst — mit einem Augenzwinkern. „Ganz Wuppertal wird sich, wie wir zeigen, in eine Kinolandschaft verwandeln.“ Allen, die das nicht glauben mögen, sei allerdings gesagt: Die Reihe ist vor allem für Fans von Trash und Humor gedacht. „Es wird die unseriöseste Show Wuppertals“, verspricht die Erfinderin des skurrilen Spektakels.

Der Trailer zur Show: