Mutige Performance im Barmer Archivladen, große Ehre in Berlin
Für eine Kooperation mit der Pina-Bausch-Stiftung werden 20 Gesamtschüler aus Vohwinkel am morgigen Montag in Berlin geehrt.
Wuppertal. Es ist eine spannende Zeit für Salomon Bausch: Das Festival „Pina40“ hat gerade erst Fahrt aufgenommen, und in wenigen Wochen steht auch noch ein ganz besonderer, sehr persönlicher Höhepunkt an. Der Sohn von Pina Bausch (1940-2009) wird Vater: Seine Frau Nataly Walter, Geschäftsführerin der Pina Bausch Foundation, die derzeit ein Pina-Bausch-Archiv aufbaut, erwartet Nachwuchs.
Doch es gibt noch mehr gute Nachrichten: Dass die Arbeit der Stiftung im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet ist, wird am Montag in Berlin bestätigt. Wie die WZ berichtete, wird eine Kooperation mit der Gesamtschule Vohwinkel mit einem ersten Platz in der Sparte „Tanz“ belohnt. 19 Schülerinnen und ein „Hahn im Korb“ hatten beim Wettbewerb „Kinder zum Olymp!“ alle Konkurrenten hinter sich gelassen — dafür werden sie nun im Konzerthaus am Gendarmenmarkt geehrt. Kein Wunder, dass zwei 18-Jährige bereits am Samstag sichtlich stolz waren: „Wir freuen uns auf Berlin!“, betonten Nirshiya Kanagarajah und Yamini Varatharajan.
Allen Wuppertalern, die nicht ausgezeichnet werden und zu Hause bleiben müssen, empfehlen die Schülerinnen einen passenden Zeitvertreib: „Wir stellen aus!“ ist das Motto im „Archivladen“, der in Barmen (Höhne 16) zu finden ist. Die Präsentation, die am Samstag mit viel Leidenschaft und Energie vorgestellt wurde, zeigt bis zum 14. September (täglich von 10 bis 18 Uhr), weshalb das Schulprojekt preisverdächtig ist.
Schon die Eröffnung ist ein Spektakel. Sowohl die geladenen Gäste als auch die zufälligen Zeugen vor den Schaufensterscheiben haben so etwas ganz offensichtlich noch nie gesehen. Passanten bleiben stehen, Beobachter an der Bushaltestelle schütteln gar die Köpfe. Ihnen allen liegt anscheinend ein- und dieselbe Frage auf den Lippen: Was machen die jungen Damen — und der eine Herr — da bloß?
Die Schüler rennen vor dem „Archivladen“ auf und ab, werfen Blätter in die Luft, laden die Wartenden zur Ausstellung ein — eine Performance, mit der auch Profis nicht besser verblüffen könnten. Im „Laden“ selbst geht die Entdeckungsreise munter weiter: Neben Filmen, einer Reihe an Kladden und aufgehängten Kommentaren zum Kursverlauf („Wir waren aufgeregt wie vor einem Justin-Bieber-Konzert“) gibt es ein Fließband, an dem ein langer Text mit handgeschriebenen Schülernotizen „vorbeirollt“. All das „ist ein Versuch, unser Leben zu dokumentieren“, erfährt der geneigte Leser.
Denn während der elfmonatigen Zusammenarbeit wurde beileibe nicht nur getanzt — auch wenn die Stunden mit Pina-Bausch-Tänzerin Clémentine Deluy eindeutig zu den Höhepunkten gehörten, wie zwei strahlende Gesichter verraten. „Wir haben gelernt, uns mehr zu trauen“, erklären Nirshiya und Yamini. Verschiedene „Mutproben“ hatten sie zu meistern. Dazu zählte, sich im Sommer mit einem aufgespannten Regenschirm in die Fußgängerzone zu stellen und Reaktionen abzuwarten — eine seltsame, am Ende aber schöne Erfahrung.
Auch die Gäste der Ausstellung dürfen etwas lernen: dass Archivarbeit keinesfalls staubig sein muss. Und dass junge Menschen pflichtbewusst sind: Kaum ist die Schau eröffnet, greifen sie nicht etwa feierlich zum Saftglas, sondern gehen erneut vor die Tür — um die Blätter aufzusammeln, die sie bei ihren Luftsprüngen hinterlassen haben.