Orchester muss sich zurücknehmen

Pianist Abdel Rahman El Bacha gastiert in der Stadthalle.

Wuppertal. "Im Kampf zur Freiheit" entwickeln sich etliche Werke Ludwig van Beethovens, die er unter dem Eindruck von Fremdherrschaft, Unterdrückung und Belagerung schrieb. Mit einem Beethoven-Programm dieser Provenienz startete das Sinfonieorchester am Sonntag vor vollem Haus in die neue Saison: Chef-Dirigent und "Geburtstagskind" Toshiyuki Kamioka genoss das Festtags-Programm sichtlich entspannt.

Den düsteren Beginn der "Egmont"-Ouvertüre als Schauspielmusik zu Goethes Tragödie nimmt das Dirigat verhalten: Unsaubere Stellen fallen deutlich ins Gewicht. Doch die Solo-Instrumente meistern ihre Parts souverän. Allerdings trägt das Blech nach der Generalpause, die Egmonts Tod verdeutlichen könnte, unverhältnismäßig dick auf, um die erkämpfte Freiheit zu feiern.

Überhaupt sind die Instrumentengruppen nicht so recht auf homogenen Gesamtklang abonniert. Das fällt hin und wieder auch bei Beethovens siebter A-Dur-Sinfonie auf. Weniger gibt sie sich kämpferisch als vielmehr rhythmisch vielschichtig. Auch mit tänzerischen oder wilden und sprunghaften Entwicklungen ist sie bestückt. Die dynamischen jähen Wechsel gelingen in der Regel gut und die schönen, kantabilen Themen, etwa der fahle Klagegesang voller Weltschmerz, gehen unter die Haut.

Dann fallen wieder die zu heftigen oder ungenauen Bläser oder die zu wenig zurück genommenen Streicher auf, die den Unisono-Teppich unter dem sanft schwebenden Liedthema der Holzbläser liefern. Abrupt springen die Fanfaren ins Finale, das energiegeladen mit Orchester-Peitschenschlägen dem strahlenden Ende zustrebt.

Obwohl Beethoven sein fünftes Klavierkonzert in den unruhigen Zeiten der Belagerung Wiens durch Napoleons Truppen schrieb, zeugt es von optimistischer Grundhaltung und heroischer Färbung. Pianist Abdel Rahman El Bacha bestreitet seinen Part mit distanzierter Kühle, was dem Werk mal mehr, mal weniger gut bekommt. Im Piano streichelt er die Tasten so zart, dass sich das Orchester extrem zurücknehmen muss. Hierbei wirkt es wie gebremst und unfrei.

Dabei agiert der Pianist technisch versiert. Im "Adagio"-Mittelsatz blüht der Klang im choralartigen, konzentrierten Streicherklang bewegend auf. Doch im finalen Rondo lässt der Klavierpart eine scharfe Pointierung vermissen. Der Applaus ist freundlich, jedoch nicht so überschwänglich wie nach der Siebten, wo das Publikum "sein" Orchester stürmisch feiert. Das Konzert wird am Montag um 20 Uhr wiederholt.