Theater für Familien: Böser Zauber und gute Absichten
Wuppertal. Alles andere als langweilig: Pädagogin Miriam Rösch weiß, dass die Interessen der Jugend so vielfältig sind wie die Bühnenkunst.
Am 11. November bieten die Wuppertaler Bühnen wieder eine Kinderbetreuung an. An wen richtet sich das Angebot?
Miriam Rösch: Das Angebot richtet sich an Kinder ab fünf Jahren, deren Eltern gerne das Theaterstück „Trilogie der Sommerfrische“ besuchen möchten und ihre Kinder gut betreut wissen wollen.
Was genau erwartet die kleinen Gäste?
Rösch: Sie werden von uns Theaterpädagogen betreut. Wir gestalten gemeinsam diesen „unseren“ Nachmittag. Die Kinder können auf der Probebühne Verstecken spielen, vom Rang aus spicken, was so auf der Bühne passiert, erzählen, malen und eigene Geschichten erfinden.
Kinder sind die Zuschauer von morgen — und in Zeiten, in denen Bühnen republikweit um Publikum und das eigene Überleben kämpfen, wichtiger denn je. Haben Sie Angst, dass die Bühnenkunst „ausstirbt“?
Rösch: Nein, davor habe ich keine Angst. Seit Jahrtausenden gibt es das Theater — und ich denke, Theater wird es auch in Zukunft geben. Was sich bestimmt ändern wird, sind die Organisationsformen, in denen Theater stattfindet.
Was sagen Sie zu dem Klischee, dass sich die Jugend von heute angeblich besser mit Computerspielen als mit Schiller & Co. auskennt?
Rösch: Was ich bei meiner Arbeit feststelle, ist, dass es „die Jugend“ nicht gibt. Es gibt Jugendliche, die viel Zeit am Computer verbringen, sich aber trotzdem sehr für das Theater interessieren. Und es gibt welche, die genauso viel (beziehungsweise wenig) von Computerspielen verstehen wie ich. Was das Interesse für „Schiller & Co.“ angeht: Die Klassiker werden ja in der Regel in der Schule als Reclam-Heft rezipiert. Das kann ihnen kaum gerecht werden und führt deshalb oft dazu, dass sie als langweilig und unverständlich angesehen werden.
Wie versuchen Sie, konkret Akzente zu setzen, also junge Wuppertaler fürs Theater zu begeistern und ihnen zu zeigen, dass Schiller und Goethe auch heute noch aktuell sind?
Rösch: Erst einmal ist Theater ja viel mehr als Schiller und Goethe. Es ist wichtig, herauszufinden und zu zeigen, was ein alter Text uns heute noch zu sagen hat — allgemein gesellschaftlich, aber auch auf ganz persönlicher Ebene. So kann man dann einen Zugang schaffen. Darüber hinaus ist es wichtig, den jungen Zuschauern die Mittel des Theaters — die sich ja stark von denen des Films unterscheiden — aufzuzeigen.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Schulen?
Rösch: Sehr wichtig, da man über sie alle Bevölkerungsschichten erreicht.
Wie groß ist das Interesse der Lehrer, von der Theaterpädagogik der Wuppertaler Bühnen zu profitieren? Könnten aus Ihrer Sicht noch mehr Schulen mitmachen?
Rösch: Das Interesse ist groß und wir bekommen gute Rückmeldungen. Die Lehrer zeigen viel Interesse, aber natürlich kann man nie genug bekommen . . .
Gerade erst hat ein neues Format („Oper am Vormittag“) Premiere gefeiert. Das Konzept überzeugt, weil es buchstäblich praktisch ist: Dem Nachwuchs wird nicht nur rein theoretisch die Opernwelt erklärt, sondern das Ensemble präsentiert auch gleich noch — kindgerecht — Auszüge aus bestimmten Produktionen. Weshalb folgt die zweite Veranstaltung erst im kommenden Mai?
Rösch: Das wirkt für den Außenstehenden in der Tat etwas seltsam, hat aber mit der Disposition zu tun. Man muss einen Tag finden, an dem die Bühne frei ist, Orchester und Sänger Zeit haben und die jeweilige Oper am Tag zuvor gespielt wurde. Leider gibt es in dieser Spielzeit nur zwei Termine, an denen all diese Voraussetzungen gegeben sind.
Am 30. November entdeckt „Kalif Storch“ Wuppertal. Worauf dürfen sich die jüngsten Zuschauer freuen?
Rösch: „Kalif Storch“ ist ein sehr schönes Märchen mit allem, was dazugehört: bösem Zauberer, großer Gefahr, aber auch viel Witz und einem glücklichen Ende. Das Ganze gibt es in einer wunderschönen Kulisse auf der großen Bühne im Opernhaus, was an sich schon ein Erlebnis ist.