Trassenflimmern: Im Tunnel gab’s Tränen und Applaus

Der Tunnel am Rott hat sich bewährt, viele Besucher kamen – trotz starker Konkurrenz bei der Fußball-EM.

Wuppertal. Was der "Erfinder vom Loh" und der "Zug des Lebens" miteinander zu tun haben? Beide Filme wurden anlässlich des sogenannten Nordbahntrassenflimmerns gezeigt. "Die Resonanz war wirklich gut", freute sich Mark Tykwer, zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt Wuppertal Initiator der wunderbaren Reihe "Movie in Motion", von Fans früher "Nomadenkino" und neuerdings "Wanderkino" genannt.

Auf der Wanderschaft zu außergewöhnlichen Vorführorten war diesmal der Tunnel am Rott als Spielstätte in Kooperation mit der Wuppertalbewegung ausgewählt worden. "Und obwohl wir zum Beispiel mit dem Fußballmatch am Abend wirklich Konkurrenz hatten, war auch die Vorführung um 19.30 Uhr sehr gut besucht", erklärte Tykwer.

Bereits nachmittags um 16.30Uhr fanden sich die ersten 200 Besucher ein, weitere 200 folgten zur Abendvorstellung, um beim Sommeranfang unter Tage den schrägen Dokumentationsfilm "Erfinder vom Loh" zu sehen. Im Anschluss daran wurde die Tragikkomödie "Zug des Lebens" gezeigt, der die Shoa überaus feinfühlig, klug und absurd komisch thematisiert.

Ausgewählt wurde er unter anderem ("Ich hatte den Film nur noch in dämmriger Erinnerung"), um assoziativ die stillgelegte Nordbahntrasse einzubeziehen. "Es gibt etliche Filme zum Thema Eisenbahn oder Schiene", sagt Tykwer. Wohl aber kaum einen, der zwischen drohender Deportation und gespielter Normalität das Schicksal von Juden so unsentimental mit instinkthafter, geradezu anbetungswürdiger Cleverness zeigt.

In Radu Mihaileanus Film von 1998 inszeniert ein fiktives jüdisches Dorf in Rumänien des Jahres 1941 die eigene Deportation, um der Bedrohung durch die Nazis in Richtung Palästina zu entkommen. Auf lange Holzbänke gesetzt, die Tunnelwand gelehnt oder einfach auf den Schienen platziert starten die Filmfreunde gebannt auf die Leinwand. Manche hatten sich für noch höheren Sitzkomfort Kissen mitgebracht, und überall wurde an Limonade und Bier genuckelt.

Am Ende gab es Tränen - der Film hat kein Happy End - und Applaus. Für den Film, wie auch die Movie in Motion-Initiatoren.