„Und dann war der Saal voll“
Die Makoge bringt Flüchtlingen das Gitarrespielen bei — und stößt mit ihrem Angebot auf große Resonanz.
Wuppertal. Konzentriert blickt Tedros auf seine Gitarre und zupft die Saiten. Seit Mitte Oktober lernt der 25-Jährige bei der Mandolinen-Konzertgesellschaft (Makoge) Gitarre. „Ich liebe die Gitarre, es macht immer großen Spaß“, sagt der Mann aus Eritrea und strahlt. Seit Oktober bekommen rund 20 Jugendliche und Erwachsene aus Äthiopien, Eritrea, Syrien und Nigeria bei der Makoge in Gruppen Unterricht am Instrument.
„Wir wollten uns einbringen angesichts der vielen Menschen, die nach Deutschland flüchten“, sagt Thomas Horrion, stellvertretender Vorsitzender der Makoge. Als der Landesmusikrat dann Fördergelder für Musikprojekte mit Flüchtlingen ausschrieb, griff die Makoge sofort zu. Über das Ressort für Zuwanderung und über Seiteneinsteigerklassen suchten die Musiker den Kontakt zu Flüchtlingen. Die arabischsprachige Sängerin Hayat Chaoui half beim Erstellen von Flugblättern.
Gespannt warteten die Initiatoren im September, ob zum Info-Nachmittag jemand kommen würde. „Und dann war der Saal voll“, erzählt Horrion. Zwar hielten nicht alle Interessenten durch, aber ein Großteil kommt nach wie vor regelmäßig zur Probe. Die Musikschule stellt dafür Räume zur Verfügung. Die Lehrer werden über Fördergelder und Spenden bezahlt. Wobei die Finanzierung für 2016 noch nicht gesichert ist: „Die eigentlich zugesagten Fördermittel für 2016 sind bisher nicht ausgeschrieben“, sagt Horrion besorgt. Immerhin seien aber einige Gelder über die von der WZ unterstützte Spendenplattform Betterplace gekommen.
Auch die Instrumente wurden gespendet oder von Spenden angeschafft. Die meisten wollten Gitarre lernen. Zwei Mädchen üben Mandoline, drei Männer die Laute Baglama.
Für die meisten war der Kontakt zum Instrument neu, doch es gab auch ein paar Interessenten mit Vorerfahrung: Ein 14-jähriger Syrer spielt schon seit zwei Jahren Gitarre und fängt demnächst im großen Makoge-Orchester an. Ein Musiker hatte in Holms sogar schon seinen Bachelor in Gitarre abgelegt und erhielt von der Makoge erst einmal ein Instrument und knüpfte Kontakte zur Musikhochschule. „Der wurde dann von einem Tag auf den anderen nach Greven verlegt“, bedauert Horrion. Durch Intervention des Wuppertaler Politikers Helge Lindh (SPD) darf er jedoch jetzt wieder nach Wuppertal ziehen.
Für ihn steht nicht nur das Lernen im Mittelpunkt; die Flüchtlinge sollen über den Gruppenunterricht auch Kontakte knüpfen und bei Auftritten Erfolgserlebnisse sammeln. Für ein Interkultur-Konzert schrieb Dirigent Detlef Tewes extra leichte Stimmen, damit die Anfänger beim großen Klangerlebnis mitwirken konnten. „Das ist etwas Besonderes - ich möchte unbedingt weitermachen“, sagt Behailu (30) aus Äthopien.