Illustratorin Die Stimmung des Textes umsetzen
Wuppertal · Ulrike Möltgen erhält dieses Jahr gleich zwei Preise und zeigt in einer Ausstellung neue Bilder.
Manchmal folgen auf ein Bild gleich 47 weitere. „Ich musste das machen, der unglaublich gute Text hat mich so begeistert“, strahlt Ulrike Möltgen über ihr jüngstes Buchprojekt. „Der Vogelschorsch“ mit ihren Illustrationen wird im Juli erscheinen. Zuvor wird sie 16 Bilder daraus im „Katzengold“ ausstellen. Und sich zwei Preise abholen: den Springmann-Preis an diesem Samstag und einen von drei Troisdorfer Bilderbuchpreisen am 8. Juli. Die Wuppertaler Illustratorin startet gerade durch.
Doch der Reihe nach: Im Januar erschien Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ mit ihren Bildern, im Juni wird „Roberta verliebt“ von Judith Burger, mit der Möltgen zum zweiten Mal zusammenarbeitet, auf den Markt kommen, im Juli folgt Barbara Schinkos „Zimteis mit Honig“, zu dem sie Pinsel und Tusche-Zeichnungen beiträgt, und ebenfalls im Juli „Der Vogelschorch“ von Hannes Wirlinger.
Derzeit erholt sich die Künstlerin etwas von der vielen Arbeit. Hat Zeit, sich auf die Auszeichnungen zu freuen. Der Springmann-Preis freut sie natürlich ganz besonders, „weil ich doch alte Wuppertalerin bin und er auch gut dotiert ist“, erzählt die 45-Jährige. Als sie vor zwei Monaten am Telefon davon erfuhr, konnte sie es erst nicht glauben. Nun fiebert sie der feierlichen Ehrung in der Historischen Stadthalle entgegen, bei der sie ein wenig zeigen will, wie sie arbeitet.
Feierliche Ehrung in der Historischen Stadthalle
Der Troisdorfer Bilderbuchpreis wiederum sei in der Szene sehr angesagt, weiß Möltgen, die ihn für ihre Illustrationen in O. Henrys „Das Geschenk der Weisen“ erhält: „Jeder will den haben, und dass ich ihn für ein kleines Buch für Erwachsene bekomme, freut mich besonders.“
An Menschen ab 14 Jahre richtet sich „Der Vogelschorsch“ über einen jungen Menschen, der anders ist, der gehänselt und vom Vater geschlagen wird. Eine Geschichte über Tod und Liebe, Freundschaft, Suche nach Verbundenheit. Traurig und leicht mystisch erzählt. Der Autor bat Möltgen um die Gestaltung des Covers. Sie las das Manuskript und war sofort Feuer und Flamme. Und so bekommt nun auch jedes Kapitel ein Bild. Schwarz-weiße Kohle- und Tuschezeichnungen, in die sie mal Fäden, mal Haare eingepflegt hat, einige sind Collagen. Ausgangspunkt ist immer die Stimmung, die Möltgen so einfängt, dass sie Raum für Assoziationen lässt. „Es soll so abstrakt wie möglich, aber noch erkennbar sein, was gerade geschieht.“
Ab 18. Mai, 15 Uhr, werden 15 Bilder des Buches sowie weitere aus früheren Projekten im „Katzengold“ im Luisenviertel ausgestellt. Das Lokal kehrt damit ein wenig zu seinen Ausstellungsanfängen zurück.