Martin Dahlmann: „Lebensmittel sind immer noch zu billig“
Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft über das Erntejahr, Lebensmittelqualität und EU-Zuschüsse.
Herr Dahlmann, morgen feiern wir das Erntedankfest. Haben Sie und die anderen Landwirte im Raum Wuppertal in diesem Jahr Grund zur Dankbarkeit?
Martin Dahlmann: Dankbar muss man immer sein, wenn man gesund ist und die Arbeit in einem Jahr bewältigen konnte. Ansonsten war es aus landwirtschaftlicher Sicht ein schweres Jahr: ein kaltes und nasses Frühjahr, tropischer Hitze um Juni und Juli, wo dem Getreide der Regen gefehlt hat, dann sehr nasses Wetter bei der Getreide-Ernte im August. Da musste dann jeder Getreidebauer sich die Tage und Nächte suchen, an denen er überhaupt ernten konnte.
Dahlmann: Also, wir sind in unserem Kreisgebiet mit einem blauen Auge davongekommen - gerade hier im Bergischen, wo die schweren Böden das Wasser gut halten können. Dort hatten wir eine durchschnittliche Ernte, was Getreide und Kartoffeln angeht. Und beim Mais oder beim Grunfutter für die Fleisch- und Milchproduktion hat der Regen im August sogar gutgetan. Weniger gut sieht es bei den Zuckerrüben aus: Die Ernte hat gerade begonnen, sie deutet auf geringe Masse und sehr geringen Zuckergehalt hin.
Dahlmann: Das hat weniger mit der Erntesituation zu tun als mit den globalen Märkten. Weltweit sind Spekulanten tätig, die die Preise hochtreiben - zumal Russland in diesem Jahr kein Getreide exportieren kann und selbst China als weltgrößter Produzent Getreide zukauft. Das muss ein Landwirt im Blick haben, wenn es darum geht, seine Ernte zu verkaufen.