Wuppertaler Schulen Massive Kritik am Lehrermangel

Bei fast keiner Schulform wurden genug Lehrer für unbesetzte Stellen gefunden.

 In Wuppertal wurden nur 51 Prozent der ausgeschriebenen Lehrerstellen besetzt.

In Wuppertal wurden nur 51 Prozent der ausgeschriebenen Lehrerstellen besetzt.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Land und Bezirksregierung haben aktuelle Besetzungszahlen für Schulen veröffentlicht, die den Mangel an Lehrkräften im ganzen Land deutlich machen. Auch in Wuppertal gibt es weiterhin große Lücken. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert, das gesparte Geld in Fortbildung der Seiteneinsteiger und in die sonstige personelle Ausstattung an Schulen zu investieren.

Vier Mal im Jahr werden Stellen an Schulen ausgeschrieben, jetzt gibt es aktuelle Zahlen für den August. Im ganzen Land wurden 9843 Stellen ausgeschrieben, 5685 konnten besetzt werden, das sind knapp 58 Prozent. In Wuppertal wurden 285 Lehrer gesucht, 146 eingestellt. Damit wurden gerade einmal 51 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt.

Dabei kamen die Gymnasien gut weg mit 63 Prozent Besetzung ausgeschriebener Stellen (15 von 24), wenig Erfolg hatten die Hauptschulen, die nur sechs der 24 ausgeschriebenen Stellen besetzen konnten. Dabei geben diese Zahlen nicht den gesamten Mangel wieder. Denn die Schulen dürfen nicht alle offenen Stellen ausschreiben.

Nach Angaben der GEW müssen alle Schulen immer häufiger auf Seiteneinsteiger zurückgreifen, ihre Zahl werde in Zukunft noch zunehmen. Deshalb fordert die Gewerkschaft: „Diese dürfen nicht mehr länger ins kalte Wasser geworfen werden.“ Die GEW fordert eine Vorabqualifizierung der Lehrkräfte, „bevor sie mit aller Verantwortung vor eine Klasse gestellt werden.“ Andere Bundesländer hätten solche Programme bereits, in NRW erfolge ein Crashkurs erst nach der Einstellung. Vertretungskräfte erhielten keinerlei Vorbereitung. „Das muss sich ändern“, sagt Tino Orlishausen vom Leitungsteam der GEW Wuppertal.

Förderschulen nur zu 85 Prozent mit Lehrkräften besetzt

Die Gewerkschaft wiederholt ihre Forderung nach gleicher Bezahlung der Lehrkräfte aller Schulformen. Nur dann könnten genug Bewerber auch für die Grundschule und die Sekundarstufe II gefunden werden.

Besonders beklagt die GEW die Situation für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf sonderpädagogische Förderung. Die Förderschulen seien nur zu 85 Prozent mit Lehrkräften besetzt. An den Grundschulen fehlten 30 Prozent der vorgesehenen Sonderpädagogen. Und an den weiterführenden Schulen sogar 68 Prozent. „Unverantwortlich für Kinder und Lehrkräfte“ nennt das Richard Voß, ebenfalls vom Leitungsteam der GEW.

Die Gewerkschaft macht zudem auf die so genannten Brennpunktschulen aufmerksam. Diese litten besonders unter dem Lehrermangel. Sie hätten mehr als andere Schulen die Integration zugewanderter Schüler zu stemmen und mit Kindern mit gravierenden familiären Problemen zu tun. „Kann man es jungen Lehrkräften verdenken, dass sie sich nicht die Schulen aussuchen, an denen sich die Herausforderungen und Probleme häufen und die zudem noch schlecht ausgestattet sind?“, so die GEW.

Sie fordert „massives Gegensteuern“ und Anreize wie beste Ausstattung, zusätzliches Personal anderer Professionen, weniger Unterrichtsverpflichtung für die Lehrkräfte und finanziellen Zulagen. „Wenn hier nicht bald umgesteuert wird, fliegt uns das über kurz oder lang komplett um die Ohren“, warnt Richard Voß.

Die Gewerkschaft verweist auf nicht genutztes Geld durch die unbesetzten Lehrerstellen: „Hunderte von Millionen“ seien in den Landeshaushalt geflossen. Diese konnten für weitere Schulsozialarbeiter, Schulsekretärinnen, Schulverwaltungsassistentinnen, Unterrichtsbegleiter für Kinder Förderbedarf, Studierende für die Sprachförderung von Zuwandererkindern genutzt werden.