Mord am Werth: Zweifel am Motiv der Angeklagten

Der Witwer der Getöteten glaubt nicht an einen „normalen“ Raubüberfall — auch Richter und Staatsanwalt zweifeln.

Wuppertal. Im Mordprozess um die Bluttat am Werth, bei der im Oktober eine Angestellte (33) eines Juweliergeschäftes getötet wurde, gibt es weiter Spekulationen um das Motiv der Angeklagten. Wie berichtet, sollen die beiden aus Montenegro stammenden Männer (22, 39) am 17. Oktober 2012 aus Belgien nach Wuppertal gefahren sein, um am Werth einen Raubüberfall auszuführen. Auf dem Rückweg nach Belgien wurden sie von der Polizei gestoppt und festgenommen.

Was die Ermittler sofort beschäftigte: Warum fahren zwei Männer aus Belgien für einen Raubüberfall ausgerechnet nach Wuppertal? Auf dem Weg dürften sie an dutzenden Juwelieren vorbei gekommen sein. Wahrscheinlich auch an welchen, die deutlich wertvollere Schmuckstücke als das Geschäft in Barmen führen.

Fest steht: Der Hauptangeklagte hat 14 Jahre lang in Wuppertal gelebt. Aber reicht diese Erklärung? Dem Richter und dem Staatsanwalt offensichtlich nicht: Im Prozess fragten sie Zeugen nach weiteren Verbindungen — und wurden fündig.

Wie die angeschossene Angestellte (26) in der vergangenen Woche aussagte, sei der Schmuckverkauf nur das zweite Standbein des Juweliers. Hauptsächlich würde ihr Chef Gold ankaufen und in die Türkei exportieren. Goldbarren mit Wert von bis zu 800 000 Euro würden teilweise im Tresor des Geschäftes lagern. Von diesen Summen habe sie allerdings nur gehört, so die 26-Jährige.

Zum Zeitpunkt des Überfalls arbeitete auch der Ehemann der getöteten Angestellten bei einem Gold-Großhändler und Exporteur — mit Sitz in Belgien. Deshalb zielten die Fragen von Richter und Staatsanwaltschaft genau in diese Richtung: Sie wollten wissen, ob es eine Verbindung zwischen den Männern, die aus Belgien nach Wuppertal gefahren sein sollen, und dem Goldhandel in Belgien gibt. Doch dies verneinte der Witwer im Zeugenstand.

Er habe bei dem Goldhändler nur gekündigt, weil der Job nicht lukrativ genug gewesen sei — das Verhältnis sei immer noch gut. Er habe keine Idee, was das Motiv der Angeklagten sein könnte. An einen simplen Raubüberfall glaubt er aber nicht: „Jeder Fünfjährige versteht, dass das kein Raub war. Das war ein Massaker.“

Wie berichtet, hatten die Fahnder vor dem Prozess einen Auftragsmord ausgeschlossen.