Chorgesang Sommerfreude und Wohlfühlharmonien in Wuppertal

Wuppertal · Kantorei Barmen-Gemarke präsentiert frischen lebendigen Chorgesang.

 Die Musiker bekamen riesengroßen Applaus.

Die Musiker bekamen riesengroßen Applaus.

Foto: Kantorei Barmen Gemarke/ Tobias Oehme

„Look at the world“ lautet der Titel des Konzerts mit zeitgenössischer Musik, das die Kantorei Barmen-Gemarke zum Saisonabschlusskonzert im Kulturzentrum Immanuel präsentierte. Bestens vorbereitet begannen die Sängerinnen und Sänger mit dem gleichnamigen Lied von John Rutter. Der in England geborene Komponist begeistert seit Jahrzehnten weltweit Menschen jeden Alters mit seiner Chormusik.

Seine Musik strahlt starke positive Kraft, Lebenslust und Fröhlichkeit aus. Zum lieblichen Klavier-Auftakt (Jens-Peter Enk) setzen die Sopranstimmen ein, dann schwebt frischer, lebendiger Chorgesang durch den Raum. Mit berührend schöner Melodie erzählt der Text ehrfürchtig von vielen kleinen Wundern der Natur, die uns umgeben. „Sieh dir die Welt an, und staune jeden Tag.“

Dem großartigen Auftakt folgt ohne Applaus-Pause Benjamin Brittens „Simple Symphony op. 4 für Streichorchester“. In diesem Werk aus einer frühen Kompositionsphase dominiert ebenfalls beschwingte Fröhlichkeit. Brittens Musik ist voller Anspielungen auf englische Folklore und andere heimatliche Erinnerungen. John Rutter, geboren 1945, schaute übrigens schon als junger Mann Britten (1913-1976) beim Dirigieren zu.

Die Streicher der Kammerphilharmonie Wuppertal (Leitung: Konzertmeister Christopher Huber) spielen unter dem akzentuierten Dirigat von Alexander Lüken fein abgestimmt und beeindruckend harmonisch. In klassischer Sonatenform erklingen spannende Themen. Für temperamentvolle, virtuose Pizzicati legen alle Streicher die Bögen beiseite, später folgt liebliches Saitenspiel mit romantischen Klängen. Ein paar Takte erinnern an eine Arie von Händel, vehemente Partien wechseln zu entspanntem Wohlklang, auf extrem schnelle Tempi folgt ein gemütlicher englischer Tanz.

Profis und Studenten
spielen zusammen

Im Ensemble, das für dieses Konzert zusammengekommen ist, spielen Profimusiker, Studenten und auch Professor Werner Dickel (Viola), der 2009 die Kammerphilharmonie gründete.

Höhepunkt des Konzerts ist das 1990 komponierte „Magnificat für gemischten Chor und Kammerorchester“ von John Rutter. Rutter hat darin eine Marien-Erzählung aus dem Lukasevangelium vertont, die Psalmen mit einem alten englischen Gedicht, dem Beginn des „Sanctus“ und einem lateinischen Gebet kombiniert.

Unter dem zugewandten, umsichtigen und sehr bewegten Dirigat des Chorleiters Alexander Lüken lassen Chor und Orchester großen Ensembleklang entstehen. Nachdenklich meditative Phasen wechseln mit heiteren südamerikanischen Rhythmen, vier Chorsängerinnen tragen klangschön einen Solo-Sopranpart vor, zu Paukenschlägen, Orgelklängen und Fanfaren singt der Chor von großen Dingen, die Gott getan hat. Fagott, Oboe, Klarinette und Querflöte treten in der Rolle des barmherzigen Retters auf. Der Chor erreicht große klangliche Transparenz und meistert eindrucksvoll rasante Tempo- und Rhythmuswechsel.

Zwei junge Schlagwerker sind mit kleinen Trommeln, großen Pauken, Glockenspiel, Tambourin und weiteren Instrumenten stark gefragt. Nach hochdramatisch anschwellenden Tuttiklängen besingen zarteste Frauenstimmen die Jungfrau Maria.

Die Querflöte zieht einen silbernen Faden zur nächsten Strophe, und das klanggewaltige Magnificat endet schließlich mit einem ergreifenden, strahlend schönen siebenstimmigen „Amen“. Es folgt riesengroßer, sehr verdienter Applaus für dieses gelungene Konzert mit sommerlich-freudigem Wohlklang.