57 Seiten Stadt Wuppertal legt Inklusionsbericht vor
Wuppertal · Erstmalig kann die Ausgabe auch von Menschen mit Sehbehinderung wahrgenommen werden.
Drei Millionen Menschen sind in Deutschland dauerhaft offline, das entspricht mindestens fünf Prozent der Gesamtbevölkerung. Auf Wuppertal bezogen sind das über 18 300 Personen. Sie sind damit doppelt benachteiligt: Denn erstens sind sogenannte Offliner meist auch im analogen Bereich weniger privilegiert. Zudem können sie viele Angebote, die für sie wichtig wären, nicht nutzen, denn: Es gibt mehr und mehr Service-Angebote nur noch im digitalen Raum. Einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom zufolge nutzen 22 Prozent der Befragten kein Smartphone. Bei den über 65-Jährigen ist es mehr als ein Drittel, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es fünf Prozent. Da sich auch die Verwaltung zunehmend digitaler aufstellt, arbeitet das Inklusionsbüro der Stadt Wuppertal verstärkt daran, dass diese Angebote auch für alle nutzbar sind. Das ist ein Punkt von vielen, die im aktuellen Inklusionsbericht der Stadt vorgestellt werden.
Der Bericht fällt diesmal mit 57 Seiten umfangreich aus, das liegt daran, dass er für zwei Jahre, 2022 und 2023, ist. Momentan liegt er bei den politischen Gremien. Das Besondere bei dieser Ausgabe: Es geht nicht nur im Bericht um das Thema Inklusion, sondern der Bericht selber lebt Inklusion. „Zum ersten Mal ist der Bericht für Menschen mit Sehbehinderung und für Blinde wahrnehmbar“, sagt Sandra Heinen vom Inklusionsbüro der Stadt. Wie das geht? Das Inklusionsbüro hat ein barrierefreies PDF erstellen lassen, damit Screenreader und andere Assistenzprogramme diesen verarbeiten können. Menschen, die keine Maus bedienen können, können mittels Tastatur navigieren.
„Der Bericht zeigt sehr schön, in welchen Bereichen wir uns bereits sehr für Inklusion einsetzen“, sagt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind bei der Vorstellung des Berichts. Ein sehr wichtiger Bereich der Arbeit des Inklusionsbüros ist demnach die Begleitung von Bauprojekten und die Umsetzung barrierefreier Standards beim Bauen. Seit zwei Jahren berät das Büro bei der Sanierung der ehemaligen Bundesbahndirektion und vermittelt zwischen dem Investor, den städtischen Finanzen, dem Denkmalschutzanforderungen und den Wünschen der zukünftigen Mieter.
Es werden auch offen Rückschläge besprochen, wie das Projekt Kita Viehofstraße, ein privates Gebäude, bei dem die Argumente der Barrierefreiheit denen des Denkmalschutzes unterlagen. Dafür gibt es Kritik vom Inklusionsbüro: „Das Inklusionsbüro vertritt in der Frage der öffentlichen Zugänglichkeit und der Erfordernis einer barrierefreien Ausgestaltung grundsätzlich eine andere Auffassung. Eine Bildungseinrichtung ist öffentlich zugänglich und somit auch im Denkmal barrierefrei herzustellen. Jedes Kind hat zudem einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, welches auch für Kinder mit Behinderung gilt“, heißt es. Positiv sieht Sandra Heinen dagegen die Mirke, deren Umbau zum barrierefreien Bad und Bürgerpark das Büro begleitet.
Im Inklusionsbericht geht es zudem um die Themen Mobilität, Digitalisierung, Politische Partizipation, Projektförderung und Wohnen: