Historisches Zentrum in Barmen steht bald richtig unter Dampf

Als neuestes Exponat wird die Dampfmaschine Balancier aus dem Jahr 1853 präsentiert. Sie soll restauriert und wieder in Betrieb genommen werden.

Barmen. „Eine Dampfmaschine“ — mit diesen Worten haben Generationen von Jungen ihr Geschenk unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt. Die Jungs sind älter und größer geworden — die Dampfmaschinen auch. So jedenfalls im Historischen Zentrum, wo am kommenden Sonntag eine Dampfmaschine der Sonderklasse vorgestellt wird.

Es handelt sich dabei um die 1853 in England gebaute Balancier-Dampfmaschine. „Das ist ein seltenes Exponat aus der Zeit der Industriealisierung, dessen Erwerb einen absoluten Glücksfall darstellt. Nur noch wenige Dampfmaschinen aus dieser Zeit sind erhalten geblieben“, sagt Eberhard Illner, Leiter des Historischen Zentrums.

Die große Zeit der Dampfmaschinen endete mit der Elektrifizierung vor dem ersten Weltkrieg. Mit fatalen Folgen, denn fast alle Dampfmaschinen wurden eingeschmolzen und ihr Stahl zu Kanonen geformt. Dieses Schicksal blieb der Balancier erspart, die in England abgebaut und nach Böhmen verfrachtet wurde, wo sie in einer Zuckerfabrik für friedliche Zwecke dampfte und schnaubte. Im Museum für Gewerbe und Technik in Wien hielt sie im dortigen Depot bis vor wenigen Jahren einen Dornröschenschlaf, bevor sie von einem Dampfmaschinenliebhaber wachgeküsst wurde.

Die ersten Kontakte zum Historischen Zentrum wurden dann vor einigen Jahren geknüpft. In Wuppertal gibt es zwar im Museum schon eine Dampfmaschine, aber die wurde 1890 gebaut, also vor der Blüte der Textilindustrie im Tal der Wupper. Eine solche Maschine im Ursprungszustand sei in Europa praktisch nicht mehr aufzutreiben und selbst in England eine absolute Seltenheit.

Wir beabsichtigen, sie mit Pressluft wieder in Bewegung setzen zu können. Der Restaurateur hat uns aber Hoffnung gemacht, dass sie irgendwann wieder richtig unter Dampf stehen wird“, berichtet Eberhard Illner. Eine „untere sechsstellige Summe“ kostet die Balancier, eine fünfstellige Summe wird noch in die Restauration gesteckt werden müssen.

Dass die große Investition für die Balancier gut angelegt ist, wollen das Historische Zentrum und der Förderverein am Sonntag, 4. Dezember, um 11 Uhr an der Engelsstraße 10 demonstrieren. Dann wird das neue Ausstellungsstück präsentiert. Die „Laudatio“ für die Balancier hält mit Albert Gieseler aus Mannheim, der „Papst“ der Dampfmaschinenfreunde.