Comedynacht Comedy-Nacht feiert gelungene Premiere in der Rollsporthalle
Cronenberg · RSC Cronenberg brachte lokale und auswärtige Comedians auf eine Bühne. Der Erlös kommt der Arbeit des Vereins zugute.
. Nur damit ganz klar ist, in welchem Ambiente man sich hier zusammenfindet, stellt Jens Neutag die Frage mal vorweg: „Wer von euch war noch nie beim Rollhockey?“, ruft er zu Beginn der 1. RSC-Comedy-Nacht, die am Dienstagabend in der Rollsporthalle Cronenberg begangen worden ist. Mehrere Hände gehen in die Luft. „Das sind etwa 25 Prozent“, rechnet der Moderator großzügig nach oben. Bei der Gegenfrage, wer denn noch nie Comedy gesehen hat, zeigt sich dann nur noch eine Hand hoch.
Der Aufklärungsbedarf in Sachen Rollhockey ist also größer als in Sachen Comedy. Dass sich beides dennoch gut miteinander verbinden lässt, demonstriert der seit vier Jahren in Cronenberg lebende Kabarettist/Comedian (Neutag sieht die Unterscheidung offenbar nicht ganz so dogmatisch) gleich in seiner Eingangsmoderation. Da er selbst Kinder hat, die Rollhockey spielen, dies allerdings ohne Helm und „fast ohne Schoner“ tun, dient ihm dieses Beispiel als Vorlage zu Überlegungen zum „Sicherheitswahn“ bei der sportlichen Betätigung in Deutschland. Er habe schon Leute gesehen, die sich beim Nordic Walking mit Helm auf den Weg gemacht hätten, erklärt er. Fraglich sei allerdings, was im Kopf solcher Zeitgenossen noch zu schützen sei.
Unterstützung erhält Neutag an diesem Abend durch seine beiden Kollegen von „Talfahrt“, dem alljährlichen Kabarett-Rückblick: Jürgen H. Scheugenpflug, der singt, und Ulrich Rasch am Keyboard. Sie sorgen für das nötige Lokalkolorit und besingen die Vorzüge und Defizite in den Wuppertaler Stadtteilen oder werfen einen kritischen Blick auf die finanzielle Situation der Kommune. Auch ein Cronenberger Liebeslied wird angestimmt.
Ein Bühnenauftritt kann
auch mal zur Therapie werden
Etwas weiter angereist sind dagegen die beiden anderen Comedy-Gäste: Jens Heinrich Claassen und Marc Breuer. Letzterer tritt nach der Anmoderation als Löschmeister Josef Jackels auf. Etwas geruhsam kommt der Brandbekämpfer in Schwung, vielleicht liegt es ja auch daran, dass er aus „der Voreifel“ kommt, irgendwo in der Nähe von Euskirchen, einem kleinen Ort mit „500 Einwohnern und zwei Nachnamen“, wie er erzählt. Und gerade in so einem kleinen Ort sei es schwierig, Nachwuchs für die Feuerwehrarbeit zu bekommen, weshalb der Löschmeister kräftig die Werbetrommel in eigener Sache rührt. Seit den letzten Jahren fehlten „sieben Mann“, weil sie mit „75 in den Vorruhestand entlassen“ wurden. Also muss Jackels die Anwesenden von den Vorzügen der ehrenamtlichen Arbeit überzeugen.
Mit dem Thema „Ehrenamt“ beschäftigt sich Jens Heinrich Claassen weniger, ihm setzt eher sein Leben als Single zu. Der aus Münster stammende Comedian hat aber auch ein hartes Schicksal: Er lebt noch in einer „Dachgeschosswohnung – betreut, von meiner Mitter“. Und offenbar ist er – mehr oder minder verzweifelt – auf der Suche nach Anschluss, jedenfalls animiert er – am Keyboard sitzend und es furios bedienend – das Publikum, ihm mit entsprechenden Komplimenten Mut zu machen. „Sie haben vielleicht gemerkt, dass das, was ich hier mache, Therapie ist“, räumt er unumwunden ein. Das Publikum hilft gern, ist Claassen doch jemand, der gern „auf den Arm“ genommen werden möchte (Neutag). In seinem orangen T-Shirt mit Konterfei von Ernie aus der Sesamstraße wirkt er auch reichlich verspielt und kuschelbedürftig, wiewohl an seinem Schicksal leidend.
Eher analytisch geht es dagegen beim Auftritt von Oberbürgermeister Andreas Mucke zu. Mucke, der ja ebenfalls aktive Kabaretterfahrung hat, wird von Neutag befragt, wie schwer es fällt, die Kleinkunstbühne gegen die politische Bühne Stadtrat einzutauschen. Zugleich bohrt der Moderator nach, wann der OB das letzte Mal bei einem Spiel des RSC Cronenberg war. Dessen Begeisterung für den Wuppertaler SV kontert Neutag mit dem dezenten Hinweis, dass der WSV in der Regionalliga spiele, der RSC dagegen in der Bundesliga. Und um die Werbung rund zu machen, wird dem Stadtoberhaupt ein grün-weißer Fanschal des RSC um den Hals gelegt. Mucke kündigt immerhin an, demnächst einmal zu einem Spiel vorbeizukommen – mit Schal.