Ostern Das große Schlüpfen vor der Kamera

Geflügelzüchter Ulrich Armbruster überträgt per „Kükenkamera“ das Geschehen im Brutkasten ins Internet.

Foto: Anna Schwartz

Cronenberg. Auf den ersten Blick sind einfach gelbe und schwarze Flauschbälle zu sehen, die durcheinander kugeln. Dazwischen ein paar Eier. Dann sind ein paar schwarze Knopfaugen, Schnäbel und kleine pelzige Flügel zu erkennen: Eine ganze Kinderkrippe Küken wuselt durch die Kiste, die in Wirklichkeit ein Brutkasten ist. Denn aus den Eiern schlüpfen in diesen Tagen mehr und mehr kleine Hühner. Das kann jeder verfolgen, denn Geflügelzüchter Ulrich Armbruster überträgt das Gewusel per Kamera ins Internet.

Eigentlich ging es dem Hobbyzüchter darum, mehr Informationen über die Hühnerzucht im Internet verfügbar zu machen. Denn nicht viele Vereine, die sich der Geflügelzucht widmen, haben eine Internetseite. Also baute Ulrich Armbruster eine für den Rassegeflügelzuchtverein Cronenberg.

Dort stellt er den Verein vor, erklärt die verschiedenen Geflügelrassen von Appenzeller Spitzenhauben bis Zwerg Welsumer. Und installierte zur Brutzeit die Web-Kamera vor der Brutkiste, die in seinem Arbeitszimmer steht.

41 Eier hat er vor gut drei Wochen hineingelegt. „Das ist eigentlich eine Maschine“, erklärt der Züchter. Denn sie hat eine Heizung, einen Ventilator, der die Wärme gleichmäßig verteilt und ein Thermostat, das die Temperatur konstant hält. Die Eier brauchen ständig 37,8 Grad Celsius, damit in ihnen Küken wachsen.

Inzwischen (Stand Montag 14 Uhr) ist die Hälfte bereits geschlüpft. Das nächste Vogelkind arbeitet gerade daran, das Licht der Kiste zu erblicken: Ein Loch hat es bereits gepickt. „Heute Nacht werden bestimmt noch fünf weitere schlüpfen“, schätzt Ulrich Armbruster. Und in wenigen Tagen werden alle Eier, die jetzt noch mit Legedatum beschriftet in der Kiste liegen, aufgebrochen sein.

Fünf kleine Vögel sind aus der Krippe bereits in den Kindergarten umgezogen. Die neue Kiste ist größer und auch nicht mehr vollständig verschlossen. Aber noch immer sorgen Wärmeplatten dafür, dass den Kleinen nicht kalt wird. Sie erkunden aufgeregt das neue Gehege. Ihr leises Gezwitscher ist gut zu hören.

Sie haben mehr Platz zum Umherlaufen, während ihre jüngeren Geschwister dicht an dicht durch den Brutkasten krabbeln. Ob das nicht zu eng ist? „Nein“, versichert Ulrich Armbruster. „In der Natur säßen sie jetzt unter dem Federkleid der Glucke. Die brauchen es nur warm.“ Streit untereinander gebe es auch keinen. „Aber wenn die Hähne älter werden, werden sie unerträglich“, weiß er. Bis dahin dauert es aber noch ein halbes Jahr.

Die niedlichen Küken werden nicht ewig leben. Denn das war schon immer klar bei Familie Armbruster: Sie züchten Hühner, um sie irgendwann zu essen. „Die Sundheimer schmecken unheimlich gut“, schwärmt er. „Das hat nichts mit der Qualität zu tun, die man im Laden bekommt.“ Das Fleisch sei würziger, fast wie bei Ente oder Perlhuhn.

Zwei Hähne und acht Hühner hat Armbruster im Stall, kann täglich etwa fünf Eier einsammeln — viele davon verschenkt und verkauft er an Bekannte. Die Tiere bekommen nur Biofutter. Weder genverändertes Soja noch Weizen, der mit Glyphosat gespritzt wurde, verfüttert er.

Das Interesse an gesunder Ernährung sei auch der Grund dafür, dass sich wieder mehr Menschen für die Hühnerzucht interessieren. Viel Interesse weckt aber auch seine Kükenkamera: „Die Leute sind ganz begeistert“, berichtet Armbruster. Zuletzt habe eine Frau angefragt, ob ihr Sohn die Küken mal aus der Nähe sehen und anfassen könnte.