Der Herr der Truhen
Wolfgang A. Beckerhoff erstellt Kunstwerke aus Holz. Seine Kreativität kennt dabei kaum Grenzen.
Cronenberg. Die Initialen lassen gleich auf einen Künstler schließen. In Haßlinghausen wurde Wolfgang A. Beckerhoff vor etwas mehr als sechzig Jahren neben einem Kuhstall von einer Hebamme auf die Welt geholt. Heute entsteht in seiner 25 Quadratmeter großen Werkstatt an der Hauptstraße in Cronenfeld Kunst, die es so allerdings sehr selten gibt.
„Ich muss noch ein paar Trockenrisse im Holz streichen“, sagt Wolfgang A. Beckerhoff, der seit zwei Jahren in Ruhestand ist, aber kein Rentnerdasein im herkömmlichen Sinne fristet. Der ehemalige Schwertfeger, gelernte Schreiner und Fan der Fränkischen Schweiz hat sich auf Bauernschränke, Truhen, Kästchen und alles, was man aus Recycling-Holz herstellen kann, spezialisiert. „Die Heilige Elisabeth von Thüringen hat von ihren Eltern eine Aussteuertruhe bekommen, die habe ich nachgebaut“, präsentiert Beckerhoff stolz eines seiner liebsten Teile.
Er kaufe kein Material, sondern lasse es sich schenken, denn es lande sowieso vieles im Müll oder müsse entsorgt werden. Die Balken von Paletten etwa oder rostige Verschlüsse, alte Gartenbeschläge oder handgeschmiedete Nägel verwende er zum Bau seiner Unikate, die stets ein individuelles Thema haben.
In der Stube steht ein fast zwei Meter langes, dreitüriges Sideboard mit Vogelmotiven. „Das ist aus Einwegpaletten aus Fichtenholz, oder auch aus Kiefer oder Tanne, wie es gerade kommt.“
Seinen Hang zur Malerei kann er bei seinen „Kunstwerken“ ebenso ausleben, wie den Bewegungsdrang, der sich bei der Gestaltung in seinem rund 400 Quadratmeter großen Garten niederschlägt, der seinen Ursprung in der Keltenzeit zu haben scheint. „Den habe ich meiner Frau zum 35. Hochzeitstag gebaut, und die alten Nagellöcher habe ich noch drin gelassen — das hat etwas Rustikales“, erzählt Beckerhoff über den blau lackierten Bauernschrank, der die Stube schmückt. Pub-Schilder, wie sie in England hängen, nachgebaute Schiffstruhen Sir Francis Drakes, die etwa die „Swan“ oder die „Bristol“ zeigen, kunstvoll verzierte Weinkisten oder hübsche Schmuckkästchen — Wolfgang A. Beckerhoff, der häufig seinen Urlaub im Frankenland verbringt, ist immer inspiriert.
Eine eckige Truhe mit Tiermotiven anlässlich der Fußball-WM 2010 in Südafrika ist ebenso ein Hingucker wie der 1,20 Meter hohe „Einbaumschrank“, den er nach dem Vorbild eines Rügener Kirchenschreins baute. Den Kirschbaum hat Beckerhoff in 380-Stunden-Handarbeit ausgehöhlt und anschließend grün lackiert, mit kupferfarbenen Beschlägen ausgestattet und Böden und Fächer eingezogen — ein echtes Schmuckstück. „Auch unser Schlafzimmer habe ich komplett selbst gebaut. Das Ergebnis gefällt meiner Frau Gudrun, die mich voll unterstützt, übrigens auch sehr gut“, schmunzelt Beckerhoff, der es ein wenig bedauert, dass die Menschen seine Ausstellung in der Hauptstraße 150 nur selten besuchen, da sie Kunst vielfach mit einem hohen Kaufpreis verbinden. „Ausgefallen ja, aber nicht teuer“, lautet Beckerhoffs Motto.