Ferien in Wuppertal statt Feldarbeit

Hannelore Geiss (92) hat wieder 16 Kinder aus Tschernobyl eingeladen, die in der Stadt einen unbeschwerten Sommer verbringen können.

Ferien in Wuppertal statt Feldarbeit
Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Gut 30 Jahre ist die Atomkatastrophe von Tschernobyl nun her — und die Menschen dort leiden immer noch; sowohl an der Strahlenbelastung als auch daran, neben einer komplett entvölkerten Landschaft zu leben.

Die Wuppertalerin Hannelore Geiss kümmert sich seit 1993 um das kleine Dorf Merkulowitschi in Weißrussland am Rande der Sperrzone. Dafür hat sie den Verein „Den Kindern von Tschernobyl — Ärzte in sozialer Verantwortung“ gegründet. Jetzt hat die 92-Jährige wieder 16 Kinder und drei Betreuer nach Wuppertal geholt. „Das hilft denen sehr, dann haben sie Abwehrkräfte für das nächste dreiviertel Jahr“, sagt die Ärztin.

Das ganze Jahr über sammelt sie Spenden, um den Kindern einen unbeschwerten Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. Sie wohnen im Naturfreundehaus in Cronenberg. Die Tafel bringt Essen dorthin, allerdings muss Hannelore Geiss oft zusätzlich Aufschnitt und Obst kaufen. Die Betreuer sorgen für die Kinder, spielen mit den Sieben- bis Zwölfjährigen. Zu Hause müssen sie in ihren monatelangen Ferien meist auf dem Feld helfen. Jetzt erleben sie echte Freizeit.

Einige Wuppertaler haben schon Spielsachen vorbeigebracht, etwa Bälle. Immer wieder organisieren verschiedene Helfer Ausflüge. So besucht die Gruppe sowohl den Wuppertaler als auch den Gelsenkirchener Zoo. Der Cronenberger Bürgerverein fährt mit den Kindern ins mittelalterliche Kalkar.

Natürlich lernen sie auch die Schwebebahn kennen - die WSW haben für die drei Wochen Fahrkarten gespendet. Und ein Cronenberger Grieche lädt alle zu sich zum Essen ein. Ein anderer Spender schickt zur großen Freude der Kinder dreimal die Woche einen Eiswagen zum Naturfreundehaus.

„Die Cronenberger kümmern sich sehr um die Kinder“, lobt die Organisatorin. Sie bedauert es sehr, dass sie selbst nach einem Sturz kaum noch teilnehmen kann an den Aktivitäten der Kinder. Aber sie sammelt eifrig weiter Kleidung und Kinderschuhe sowie Spenden, um auch in einem Jahr wieder bedürftigen Kindern diesen Ferienaufenthalt zu ermöglichen. „Eigentlich will ich schon seit ein paar Jahren aufhören — aber ich finde keinen Nachfolger. Und das sind ja alles Freunde!“