Sperrung noch bis Sommer So wird die Morsbachtalstraße gegen Flut gesichert

Morsbachtal · Der Landesbetrieb lässt den abgesackten Hang wieder auffüllen. Kostenpunkt: eine halbe Million Euro.

Auf einer Länge von rund 70 Metern hatte der Morsbach bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 den Hang der Straße mit sich gerissen. Jetzt wird Lage um Lage wieder aufgefüllt – insgesamt 2500 Kubikmeter.

Foto: Roland Keusch Gerdastr. 7 42897 Remscheid/Roland Keusch

In diesen Tagen erreichen Rainer Herzog, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßenbau NRW, viele Anrufe aus der Lehmkuhle oder der Gockelshütte: „Warum wird die Morsbachtalstraße im betroffenen Bereich bis Müngsten nicht wieder freigegeben? Die Straße sieht doch gut aus.“ Ja, von oben. Doch wer von unten in Richtung Straße hinaufschaut, versteht, dass das lebensgefährlich wäre. Denn die Wassermassen, die hier am 14.Juli 2021 im Kurvenbereich der Landstraße 216 mit voller Wucht wüteten, haben ein klaffendes Loch hinterlassen. Tausende Kubikmeter Hang hat die Flut einfach weggefressen. Steine und Schutt wurden vom Morsbach weggetragen. Niemand weiß genau, wie viel. Und wo das alles gelandet ist.

Daher lässt das Land den Hang nun mit einer speziellen Technik wieder auffüllen. Das aufwendige Projekt, das unter dem Namen „Bewehrte Erde“ läuft, kostet rund eine halbe Million Euro, sagt der Leiter der Bauabteilung der Straßen-NRW-Regionalniederlassung Rhein-Berg, Mohamed Abodahab. Die Straße bleibt daher weiter gesperrt, voraussichtlich bis zum Sommer. „So ein großes Projekt muss umfassend und sehr konkret geplant werden“, betont Abodahab, warum es in den Augen der Anwohner so lange dauert. Auch Abstimmungen mit der Naturschutzbehörde und dem Wupperverband hätten für Verzögerungen gesorgt. Und nicht zuletzt weiterer Starkregen und ein angeschwollener Morsbach. Ein Überblick.

 

Die Arbeitsschritte: Ende Januar hat der Bautrupp der Firma Berster aus Wiehl begonnen. „Zuerst mussten wir überhaupt erst mal einen Zugang zum Bach schaffen“, erklärt Bauleiter Manuel Fischdick. Also wurde eine Rampe hergestellt, um den Bereich mit schwerem Gerät befahren zu können. Dann wurde ein Wall aus Schotter und mit 40 Big-Bag-Sandsäcken errichtet, um das Wasser abzuhalten. Das Problem: „Wir befinden uns hier im Naturschutzgebiet, daher konnten wir den Morsbach nicht so weit einengen“, erklärt Projektleiter Christoph Perau von Straßen NRW. Doch es hielt  bis vor einer Woche Starkregen wieder für einen vollen Morsbach sorgte und die Baustelle ruhen musste. „Nun haben wir die kritische Phase aber überwunden“, sagt Mohamed Abodahab.

Denn die Arbeiter von Berster haben nicht nur eine Kolkschürze hergestellt, die verhindert, dass unterhalb der Böschung Schotter weggespült wird, sondern auch nach dem sieben Meter tiefen Auskoffern und der Sicherheitsschicht aus Beton an der Sohle auch schon die ersten zwei der zehn Lagen aufgefüllt. Gerade sind sie an der dritten. Dabei wird auf eine Stahlgitter-Konstruktion natürlicher Schotter aufgebracht. So geht es Lage um Lage, bis das Straßenniveau erreicht ist. 2500 Kubikmeter Material wird aufgefüllt. Das ist eine Hausnummer, sagt Abodahab. Die zehn schweren Lagen sorgen dafür, dass der Böschungsfuß nachhaltig stabil bleibt. „Im Anschluss wird der natürliche Böschungsverlauf mit Natursteinen wieder hergestellt“, erklärt Perau.

Mitarbeiter: Aktuell ist die ausführende Baufirma Berster aus Wiehl mit fünf Mann vor Ort: mit zwei Maschinisten, zwei Facharbeitern und einem Polier. Begleitet wird die „Bewehrte Erde“ von Leonard Gashi vom Architekturbüro Ahlenberg aus Herdecke. Denn hier ist eine genaue Planung samt Statik unabdingbar.

Maschinen: Ein großer 30-Tonnen-, ein 18-Tonnen-Bagger sowie ein Radlader. „Mehr Baugeräte gehen nicht, sie würden sich sonst gegenseitig behindern“, erklärt Abodahab.

Ausblick: Der Landesbetrieb rechnet damit, dass die Baustelle Mitte des Jahres abgeschlossen werden kann. Nach der Hangsicherung ist man allerdings noch nicht fertig. Denn der Landesbetrieb will auch gleich die Straßendecke der Morsbachtalstraße sanieren. So lange bleibt der Bereich zwischen L 74/Müngsten und Gockelshütte noch gesperrt. Bis Sommer müssen Anlieger und Pendler also noch die ausgeschilderte Umleitung in Kauf nehmen. Ist der betroffene Uferbereich erst einmal fertiggestellt, sei er gegen weitere Ausspülungen gewappnet. „In den nächsten 50 Jahren passiert hier dann nichts mehr“, sagt Abodahab.