Wie ein Leben ohne Plastik gelingt

In der Station Natur und Umwelt lernten Kursteilnehmer, wie man Verpackung spart. Etwa durch Waschmittel aus eigener Herstellung.

Wie ein Leben ohne Plastik gelingt
Foto: Stefan Fries

Cronenberg. „Ich war die scharfen Reinigungsmittel Leid und wollte erfahren, wie man Plastikmüll vermeidet“, war die Motivation von Britta Ehbrecht, sich am Morgen des Karnevalssonntags bei zeitweisem Schneegestöber zur Station Natur und Umwelt aufzumachen. „Leben ohne Plastik“ stand auf dem Programm, zu dem Bettina Igelbrink und Gabriele Mahnert als fachkundige Referenten eingeladen hatten. Den insgesamt 14 umweltbewussten Kursteilnehmern (davon lediglich vier Männer) wollten sie Tipps für den Alltag (fast) ohne Plastik und zur Herstellung unbedenklicher Reinigungsmittel geben.

„Jeder Mensch produziert 37 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr und die Bundesbürger liegen mit sechs Kilo über dem Durchschnitt im oberen Drittel der Weltbevölkerung“, verriet Gabriele Mahnert in ihren Einführungsworten und zeigte als besonders krasses Beispiel eine Lebensmittelverpackung, die aus verschiedenen Komponenten besteht und nicht recycelbar ist. Umweltwissenschaftlerin Bettina Igelbrück hatte, was Plastikverpackung von frischen Lebensmitteln angeht, auch gleich Ratschläge parat. Nämlich in Gestalt von dünnen Tüchern, die in Bienenwachs getränkt, an der Käsetheke die Frischhaltefolie ersetzen. „Für Fleisch nicht geeignet“, betonte Bettina Igelbrück, die auch riet, jetzt zuhause nicht alle Plastikbehälter wegzuwerfen, sondern sie möglichst lange zu nutzen.

Überlegungen solle man anstellen, wo Glas statt Plastik im Haushalt möglich ist. „Direkt beim Kauf darauf achten, dass möglichst wenig Plastik im Einkaufswagen landet.“ Da grau alle Theorie ist, wurden dann Zweiergruppen gebildet, die sich daran machten, aus bereit liegenden Rohstoffen umweltverträgliche Seifen, Cremes oder Waschmittel ohne Beigabe von Chemie herzustellen. Verblüfft erfuhren die Kursteilnehmerinnen, dass statt der teuren und umweltschädlichen Mittel aus den großen bunten Kartons auch zehn kleingeschnittene Efeublätter in einem Stoffbeutel in der Waschmaschine ähnliche Reinigungskraft entwickeln. Derselbe Effekt wird mit geschälten und zerkleinerten Rosskastanien erzielt, die in einem Mixer unter Zugabe eines Liters Wasser zerkleinert in einem Kaffeefilter filtriert und zur Wäsche gefüllt werden. „Rosskastanien enthalten Seifenstoffe“, hörte man.

Mit Feuereifer machten sich die Probanten ans Werk, stellten unter anderem Waschmittel aus Soda, Natron, einem Esslöffel geriebener Seife und zwei bis drei Tropfen ätherischem Öl her. Für alles gab es ausführliche Gebrauchsanweisungen, und natürlich standen auch die beiden Kursleiterinnen mit Rat und Tat zur Seite. Fröhliches Gewusel in der Küche der Station Natur und Umwelt, und nach kurzer Zeit präsentierte Michael Lehne eine aus einfachen, leicht erhältlichen Mitteln hergestellte Creme für Hände, Gesicht und Füße, die für samtweiche Haut und duftigen Geruch sorgte.

Während Manfred Schade sich eine Zahnpasta aus fünf Substanzen zusammengemixt hatte. Eine „Badebombe“ explodiert nicht etwa im warmen Wasser, sondern ersetzt das Badegel und riecht dank individuell verabreichten Ölen mindestens ebenso gut. Während eifrig gerührt, gerieben und filtriert wurde, hatte die des Nähens kundige Manuela Freidank eine Sonderaufgabe: Sie saß an der Nähmaschine und stellte aus Stoff Einkaufsbeutel mit Kordelzug her. „Obst und Gemüse lassen sich so wunderbar transportieren, und wenn die Händler merken, dass das so von der Kundschaft gewünscht wird, dann werden sie sich entsprechen umstellen und auf Folien verzichten“, so Gabriela Mahnert.