Elberfeld Geschäfte: Die Elberfelder City im Wandel
Großer Andrang bei der Neueröffnung von „Snipes“ am Wall. Alteingesessene Läden tun sich momentan aber schwer.
Wuppertal. Viele Passanten wunderten sich gestern über den Anblick am Wall. Eine gut 100 Meter lange Schlange von Jugendlichen, die darauf warteten, dass die neue „Snipes“-Filiale im Peek & Cloppenburg-Komplex endlich eröffnet. „So was habe ich hier noch nie gesehen. Das müssen doch 200 Leute sein. Was ist das denn für ein Laden?“, fragt eine ältere Dame angesichts der Wartenden. „Ich habe hier um 7.30 Uhr aufgemacht. Da standen schon 20 bis 30 drüben“, sagt Lamprini Nanou, Mitarbeiterin in der gegenüberliegenden Apotheke, und schmunzelt. „Einige kamen zwischendurch rüber, weil die Nase lief. Es war wohl ein bisschen kühl.“
Bei „Snipes“ — einem Laden für Streetwear, Sneakers, Accessoires — und mit eben einem sehr jungen Publikum — ist man den Rummel dagegen gewöhnt. „Das ist bei jeder unserer Neueröffnungen so“, sagt Opening Manager Kamran Doorsoun. Dies sei jetzt die 103. Filiale in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Werbung würde nur über Facebook gemacht und Mund-zu-Mund-Propaganda.
Das zieht offenbar. Für einen guten Platz in der Schlange hatten einige Jugendliche schon seit dem frühen Morgen in der Kälte ausgeharrt. „Ich bin seit sieben Uhr hier“, erzählt ein junges Mädchen, das „einfach mal gucken will, was es so gibt“. Müsste sie nicht in der Schule sein? „Freistunde“, sagt sie und lächelt, wie einige andere in der Schlange. Pünktlich um 9 Uhr ist dann Einlass. In Grüppchen darf der Nachwuchs den gar nicht mal so großen Laden betreten. DJs und Tänzerinnen sorgen für Stimmung.
Auch die Beschicker am Neumarkt betrachten interessiert das Spektakel. „Machst du den richtigen Laden auf, hast du ihn auch voll“, meint einer, als wieder einmal ein lautes Johlen aus der Menge herüberklingt. Denn zuletzt gab es aus der Elberfelder City viele negative Meldungen. Die B 7-Sperrung setzt den Einzelhändlern mächtig zu. Spielzeugparadies Willy Müller, Salamander, Wolf Wohnkultur, Möbel Dickamp, Altes & Schönes - die Liste der alteingesessenen Läden, die schließen oder schon geschlossen haben, ist lang.
„Es kommen immer mehrere Faktoren zusammen — der Handel ist in Bewegung“, sagt dazu Sven Macdonald von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. Die Baustelle am Döppersberg sei zwar ein Problem; doch auch das Internet stelle eine große Konkurrenz dar. „Der Einzelhandel verändert sich seit Jahren. Es fokussiert sich mehr als früher auf die Spitzenlagen“, hat Macdonald beobachtet.
So sei für Mambo am Wall sofort ein Nachfolger gefunden worden, für die Immobilie an der Herzogstraße, in der nur noch Strauss als Mieter geblieben sei, erhalte er regelmäßig Anrufe von Interessenten. Randlagen hingegen haben es oft schwer. Trotzdem sieht der Experte die Situation in Elberfeld positiv: „Wir haben keine massiven Leerstände.“ Und für eine jugendliche Kundschaft wie bei „Snipes“ spielt auch die Sperrung der B7 nur eine untergeordnete Rolle. “ S. 19